Frisch und nachhaltig soll er sein − und gesund: Welcher Fisch darf auf den Tisch?

Experten-Interview mit Patrick Schälte von Schälte Fischdelikatessen Haan

Fisch gehört nicht nur zu den anstehenden Ostertagen zu den beliebten Speisen, die uns als Teil einer gesunden Ernährung wertvolle Eiweiße, Fettsäuren und Mineralstoffe liefern. Auf der anderen Seite werden Speisefische immer knapper. Berichte von Überfischung und schädlichen Fangmethoden tragen zur Verunsicherung bei. „Über ein Drittel (34 %) der weltweiten Fischbestände sind überfischt und weitere 60 % werden bis an ihre Grenzen genutzt. Nur noch 6 % der Bestände sind in naturnahem und gutem Zustand“, erklärt die Verbraucherzentrale.

 

Wir haben unseren Fisch-Experten in Haan, Patrick Schälte, dazu befragt...

 

anzeiger24.de: Herr Schälte, welche Fischsorten kann man überhaupt guten Gewissens kaufen und auf welche Fischarten sollte man verzichten?

Patrick Schälte: Grundsätzlich bedeutet 60 % an die Grenzen genutzten Bestände keine Bedrohung, sondern ein Management, das funktioniert. Das ist ganz wichtig für die Einordnung!

Der Verbraucher kann nicht alleine entscheiden, welche Fische mit gutem Gewissen gekauft werden können, er ist auf Unterstützung und Rat angewiesen. Wichtig ist es, Fische dann zu kaufen, wenn durch den Fang der Bestand nicht gefährdet wird. Deshalb beachten wir z.B. offizielle Schonzeiten aber auch ´logische` Ruhepausen und verkaufen verschiedene Fischsorten nur dann und in der Größe und aus den Regionen, wenn wir ihren Bestand nicht gefährden.

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anzeiger24.de: Wie kann man als Verbraucher nachhaltige Fischereiprodukte erkennen? Auf welche Qualitätssiegel sollte man beim Fischkauf achten?

Patrick Schälte: Siegel können ein guter Hinweis sein, sind aber nicht das alleinige Kriterium. Verschiedene Siegel haben verschiedene Ansätze und Ziele. Auch Fischprodukte ohne Siegel erfüllen oft die wichtigen Eigenschaften wie Nachhaltigkeit.

Mein wichtigster Rat ist, Fisch dort zu kaufen, wo Vertrauen in die Einkaufspolitik des Händlers herrscht und Erfahrung mit dem Thema vorhanden ist. Das persönliche Gespräch wiegt mehr als ein Siegel oder Werbeversprechen.

 

anzeiger24.de: Welche Rolle spielt das Fanggebiet, was gilt es da beim Kauf zu beachten?

Patrick Schälte: Das Fanggebiet spielt eine wichtige Rolle, ist aber nicht immer der festgeschriebene und entscheidende Punkt. Im Laufe von Monaten oder Jahren ändern sich Gebiete in denen einzelne Arten schwimmen und gefischt werden. Dabei auf dem aktuellen Stand zu sein, ist für den Verbraucher unmöglich und deshalb ist auch hier die Expertise des Geschäfts oder der Verkäufer das Beste für den Kunden. Es geht immer wieder um Vertrauen.

 

anzeiger24.de: Wäre es nicht hilfreich, auch in der Gastronomie eine Kennzeichnungspflicht für die Fische und Meerestiere auf der Speisekarte einzuführen?

Patrick Schälte: Es wäre sicherlich hilfreich, wenn in einigen Bereichen der Gastronomie mehr Informationen an den Gast weitergegeben würden. Wenn aber das eigene Wissen oder das eigene Bewusstsein nicht so ausgeprägt ist, kann es da auch Schwierigkeiten in der Umsetzung geben. Sichere Information ist das Eine, wichtiger ist aber das Beachten der notwendigen Maßnahmen, um Fische und Natur dauerhaft zu schützen.

 

Der Weg zu einem nachhaltigen Fischkonsum

Patrick Schälte hebt hervor, dass nachhaltiger Fischkonsum nicht nur von Siegeln und Fanggebieten abhängt, sondern auch vom Vertrauen in den Händler und dessen Einkaufspraktiken. Es ist entscheidend, dass Verbraucher sich auf Fachwissen und ehrliche Beratung verlassen können. Nachhaltiger Fischkonsum erfordert Bewusstsein und Engagement – sowohl von den Konsumenten als auch von den Händlern und Gastronomen. Nur so kann gewährleistet werden, dass Fisch auch in Zukunft eine gesunde und nachhaltige Wahl bleibt.

 

Im Gespräch mit Experten wie Patrick Schälte wird klar, dass bewusster Fischkauf mehr als nur das Beachten von Siegeln bedeutet. Es geht um das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge der Fischerei und den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen unserer Meere. Vertrauen und Transparenz sind hier die Schlüsselwörter, um sicherzustellen, dass wir auch morgen noch frischen und gesunden Fisch genießen können.

 

Interviewfragen: Bettina Lyko, Foto: anzeiger24.de