Verband alarmiert: „Dramatische Zahlen - Immer weniger Apotheken in Deutschland“

22.07.2024

Branche kritisiert Reform: „Schein-Apotheken und Leistungskürzungen gefährden Qualität, Patientensicherheit und Arbeitsplätze“

Im ersten Halbjahr 2024 ist die Zahl der Apotheken in Deutschland um 283 auf den neuen Tiefstand von 17.288 gesunken, vermeldet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA): Das entspricht einem Rückgang um 1,6 Prozent seit dem Jahreswechsel. Sowohl die Zahl der Haupt- und Einzelapotheken ist zurückgegangen (minus 234) als auch die Zahl der Filialen (minus 49).“
Im ersten Halbjahr 2023 sei die Zahl „nur“ um 238 Apotheken gesunken, im ersten Halbjahr 2022 um 205 Betriebsstätten. Damit habe sich das „Apothekensterben“ sogar noch beschleunigt.

 

„Die Apothekendichte beläuft sich bundesweit auf nur noch 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner - ein Wert, der weit unter dem Durchschnitt der Europäischen Union liegt (32)“, heißt es weiter. „Von dieser dramatischen Entwicklung sind nicht nur Menschen in ländlichen Regionen betroffen: In Berlin liegt die Apothekendichte mit 19 beispielsweise deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.“ Die ABDA beruft sich auf die Meldungen aus den Landesapothekerkammern.

 

Banner-Lidl-Sept-2021

 

Pläne von Gesundheitsminister Lauterbach "werden das System aushöhlen"

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärt: „Seit Jahren warnen wir die Politik vor den Folgen der sinkenden Apothekenzahlen für die Bevölkerung. Doch anstatt das System endlich zu stabilisieren, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit seiner Apothekenreform nun auch noch das bewährte System der Arzneimittelversorgung über die inhabergeführten Apotheken aushöhlen und Leistungen für die Bevölkerung kürzen. Das können wir nicht zulassen und müssen uns dagegen wehren.“

 

Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), ergänzt: „Die vom Minister geplanten, gesetzlich vorgegebenen Qualitätseinbußen werden nur zu weiteren Schließungen und zu einer Automatisierung der Versorgung führen. Aus Sicht unseres Heilberufes entstehen durch die aktuellen Pläne der Bundesregierung Gefahren für die Patientensicherheit, weil damit eine grundlegend veränderte, qualitativ niedrigwertigere Abgabe von Arzneimitteln etabliert wird. Hinzu kommt, dass die Arbeitsplätze von rund 40.000 Apothekerinnen und Apothekern bedroht sind, wenn in den Schein-Apotheken des Ministers keine Apothekerinnen und Apotheker mehr arbeiten müssen.“

 

Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), sagt: „Immer mehr Apotheken machen dicht, weil ihnen eine wirtschaftliche Perspektive fehlt. Für den pharmazeutischen Nachwuchs wird eine Apothekengründung immer unattraktiver – im ersten Halbjahr dieses Jahres hat es lediglich 24 neu gegründete Apotheken gegeben. Das ist dramatisch! Das Apothekenhonorar wurde zuletzt 2013 um 3 Prozent erhöht, seitdem ist die Inflation um knapp 30 Prozent und die Kosten der Apothekenbetriebe um rund 60 Prozent gestiegen. Wir können unseren Angestellten schon jetzt nur noch Löhne zahlen, die mit anderen Gehältern aus der Gesundheitsbranche nicht mehr mithalten können. Wir müssen unseren rund 160.000 Angestellten und unserem Nachwuchs endlich eine Perspektive geben - dazu muss das Apothekenhonorar schnell erhöht und an die Inflation angepasst werden!"

 

Quelle/Symbolfoto: ABDA

 


Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an

[email protected]