Luftverkehr: Wieder mehr Passagiere, aber weniger als „vor Corona“

07.02.2024

Bundesverband: Deutschland fällt im Europa-Vergleich zurück – Staatliche Standortkosten verschlechtern Ausblick für 2024

Der Passagierluftverkehr nach der Pandemie ist auch in Deutschland im vergangenen Jahr weiter gewachsen. Allerdings bleibt diese Entwicklung weiterhin deutlich hinter den anderen europäischen Ländern zurück. Diese Bilanz zieht der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) in seinen Jahreszahlen 2023. Die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen sind demnach um 20 Prozent auf 197,2 Millionen gestiegen.

Das Sitzplatzangebot an den deutschen Flughäfen erreichte 79 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Dagegen liegt die Entwicklung des Luftverkehrs in den übrigen europäischen Ländern mit 96 Prozent des Angebotes von 2019 deutlich darüber und hat damit den pandemiebedingten Einbruch des Luftverkehrs nahezu überwunden.

 

"Wesentliche Ursache für die zurückbleibende Entwicklung in Deutschland sind die seit 2020 massiv gestiegenen staatlichen Standortkosten in Deutschland, die inzwischen deutlich über den Kosten an anderen europäischen Standorten liegen", sagt BDL-Präsident Jost Lammers. "Die beschlossene erneute Erhöhung der Luftverkehrsteuer zum 1. Mai 2024 sowie die geplante Erhöhung der Luftsicherheitsgebühren im kommenden Jahr an vielen Standorten verschärfen diese Entwicklung weiter."

 

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Inländischer Luftverkehr "unterdurchschnittlich"

Auch der inländische Luftverkehr entwickelte sich unterdurchschnittlich. Dabei verfestigten sich 2023 zwei Trends: An den beiden Drehkreuz-Flughäfen Frankfurt und München stieg aufgrund der Erholung der internationalen Langstrecke das Angebot an Zubringerflügen um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das entspricht 61 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Hingegen schlägt sich bei den dezentralen innerdeutschen Strecken, die nicht Frankfurt oder München als Start oder Ziel haben, die weitgehend zunehmende Nutzung digitaler Kommunikation sowie eine Verkehrsverlagerung auf Straße und Schiene nieder. Hier sank das Sitzplatzangebot im Luftverkehr weiter und beträgt nur noch 25 Prozent des Wertes von 2019.

 

Drehkreuze außerhalb der EU profitieren von "wettbewerbsverzerrenden Belastungen in der EU"

Die deutsche Luftverkehrswirtschaft blickt mit Sorge auf einen sich verstetigenden Trend zur Verlagerung von Passagierströmen an Drehkreuze außerhalb der EU. Wie eine langfristige Analyse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, steigen Reisende auf dem Weg nach Afrika oder Asien immer häufiger außerhalb der EU um - vor allem am Persischen Golf und in der Türkei. Dieser Trend setzt sich ungebrochen fort. Von 2010 bis 2023 ist der Anteil der Umsteiger an Nicht-EU-Drehkreuzen auf Asien-Verbindungen von 37 auf 56 Prozent gestiegen. Bei Flügen von und nach Afrika stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 11 auf 30 Prozent.

 

"Die Drehkreuze außerhalb der EU profitieren von weiter zunehmenden wettbewerbsverzerrenden Belastungen an europäischen Standorten", unterstrich BDL-Präsident Lammers. "Die Folge ist eine Schwächung der Investitionskraft der europäischen Luftfahrt für den Klimaschutz und kontraproduktives Carbon Leakage. Diese Fehlentwicklung muss dringend korrigiert werden. Den Fortschritt beim Klimaschutz können wir im Luftverkehr nur erreichen, wenn die Belastungen bei den Klimaschutzbestimmungen für alle Marktteilnehmer gelten oder für die Belastungen ein Ausgleich erfolgt. Dass die Bundesregierung jetzt die Luftverkehrsteuer erhöht und gleichzeitig die 2 Milliarden Euro für die Förderung des Markthochlaufs von nachhaltigen Kraftstoffen streicht ist aber das genaue Gegenteil."

 

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Deutsche Luftfracht-Standorte verteidigen Spitzenposition in Europa

Trotz rückläufiger Frachtmengen haben die deutschen Luftfrachtstandorte 2023 ihre Spitzenposition in Europa verteidigt. Mit 1,869 Millionen Tonnen verladenen Gütern behauptete sich Frankfurt vor London-Heathrow und Amsterdam als größtes Luftfracht-Drehkreuz. Insgesamt wurden an deutschen Flughäfen rund 4,7 Millionen Tonnen Luftfracht verladen. Das sind sieben Prozent weniger als im Vorjahr - hier wirkten sich das Ende der Corona-Pandemie und die Eintrübung der Weltwirtschaft auf das Frachtvolumen aus. Zum Jahresende zeichnete sich jedoch eine Stabilisierung des Geschäfts ab.

 

Luftverkehr in Deutschland bleibt auch 2024 auf deutlich niedrigerem Niveau

Die Lücke bei der Erholung des Luftverkehrs nach der Corona-Pandemie zwischen Deutschland und den anderen europäischen Ländern wird auch im Sommer 2024 (April bis Oktober) nicht schrumpfen. Das derzeit geplante Sitzplatzangebot an den deutschen Flughäfen steigt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sieben Prozentpunkte auf 89 Prozent des Niveaus von 2019. Im übrigen Europa wächst der Luftverkehr dagegen voraussichtlich auf 104 Prozent des Niveaus von 2019 - und lässt damit den Verkehrseinbruch der Corona-Pandemie endgültig hinter sich.

 

Quelle: BDL

Foto: G.Simmermacher/Pixabay

 


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