Wirecard-Prozess gestartet

Managern wird Bilanzfälschung, Marktmanipulation und Untreue vorgeworfen

Am heutigen Donnerstag, 8. Dezember, beginnt der so genannte „Wirecard-Prozess“. Die Staatsanwaltschaft München I hatte bereits im Frühjahr gegen den ehemaligen CEO der Wirecard AG, Markus B., sowie den früheren Head of Accounting der Wirecard AG) und früheren Geschäftsführer der CardSystems Middle East Anklage erhoben.

 

Die SoKo „Treuhänder“ hat im Vorfeld ca. 340 Firmen, 450 Personen und über 1.100 Bankverbindungen überprüft und diverse Objekte im In- und Ausland durchsucht.

 

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Was wird den Beschuldigten vorgeworfen?

In einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft München heißt es: „Die Angeschuldigten haben (…) über Jahre hinweg darauf hingearbeitet, dass diese als rasant wachsendes, überaus erfolgreiches FinTech-Unternehmen wahrgenommen wurde, das sogar in den DAX 30 aufstieg. Hierzu erfanden sie angeblich äußerst ertragreiche Geschäfte, vor allem in Asien.“
Allerdings seien die Konzernabschlüsse der Jahre 2015 bis 2018 gefälscht gewesen, bzw. hätten Verhältnisse des Konzerns „unrichtig“ widergespiegelt. Beim so genannten TPA-Geschäft (Third Party Acquirer) habe Wirecard die Zahlungsdienstleistungen teilweise „aufgrund fehlender eigener Lizenzen oder aufgrund der Zugehörigkeit eines Händlers zu einem besonders profitablen Hochrisikogeschäft wie z.B. Pornographie oder Glücksspiel auf einen Dritten ausgelagert“.
Stattdessen fungierten hier drei Gesellschaften aus Dubai, den Philippinen und Singapur. „Die Erlöse wurden entweder als direkte Forderungen gegen die TPA-Partner oder als Guthaben auf Treuhandkonten in Singapur verbucht und in die Bilanz aufgenommen, existierten jedoch tatsächlich nicht“, sagt die Staatsanwaltschaft München. „Das angeblich durch die Treuhänderfirma C. in Singapur verwaltete Guthaben von zuletzt (2018) fast 1 Milliarde Euro gab es zu keinem Zeitpunkt.“

 

Weitere Tatvorwürfe

Marktmanipulation: Die Wirecard AG habe in den Geschäftsjahren 2015 bis 2018 mit ihrem „realen Geschäft nur Verluste erwirtschaftet“, was letztlich in der Insolvenz mündete, so die Staatsanwaltschaft: „Mit der Veröffentlichung der erheblich geschönten Zahlen wollten die Beteiligten gegenüber den Anlegern den Eindruck erwecken, dass es sich bei der Wirecard AG um ein geschäftlich erfolgreiches und zahlungskräftiges Unternehmen handelte. Wäre die wahre Finanzlage veröffentlich worden, wäre es demgegenüber zu erheblichen Kurseinbrüchen gekommen.“
Daher habe Wirecard die Bilanzkennzahlen und deren Veröffentlichung manipuliert.

 

Untreue: Der Vorstand der Wirecard AG soll einer singapurischen Firma, die dem Umfeld eines „anderweitig verfolgten Bandenmitglieds zuzurechnen ist“, im Dezember 2019 ein sogenanntes „Security Deposit“ in Höhe von insgesamt 40 Millionen Euro angeboten haben. „Mit einer Rückführung ist nicht zu rechnen, das Unternehmen ist nicht mehr erreichbar. Das ausgezahlte Geld diente vorgeblich dazu, den angeblichen TPA-Partner in Dubai zu ersetzen.“

 

Gewerbsmäßiger Bandenbetrug: „Spätestens Ende 2015 war allen Angeschuldigten bewusst, dass der Wirecard-Konzern mit den tatsächlichen Geschäften nur Verluste erzielte“, schreibt die Staatsanwaltschaft weiter. „Um gleichwohl Erwerbungen vornehmen und laufende Kosten tragen zu können, veranlassten sie in unterschiedlicher Rollenverteilung unter Einbindung weiterer Bandenmitglieder und nicht eingeweihter Personen, dass Verhandlungen über die Bereitstellung von Geldmitteln durch Kreditaufnahmen und Ausgabe von Schuldverschreibungen aufgenommen bzw. fortgeführt wurden.“
Bei den Verhandlungen seien den Vertragspartnern falsche Geschäftszahlen und Unterlagen vorgelegt worden. „In der irrigen Annahme, mit einem erfolgreichen, prosperierenden, ordnungsgemäß geführten und auf jeden Fall kreditwürdigen DAX-Unternehmen zu verhandeln, wurden von den geschädigten Banken insgesamt vier Kredite in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro ausbezahlt und zwei Schuldverschreibungen von rund 1,4 Milliarden Euro begeben.“

 

Quelle: Staatsanwaltschaft München
Foto: Pixabay

 


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