
Ein Jahr freies Kiffen – Durchgezogen und ausgeraucht?
01.04.2025Hoch geflogen, hart gelandet? Soll über die Teil-Legalisierung von Cannabis wieder Gras wachsen?
Seit dem 1. April 2024 ist die Teil-Legalisierung von Cannabis in Deutschland Realität. Während Befürworter auf Entkriminalisierung und eine Schwächung des Schwarzmarktes setzen, wächst die Kritik an der Umsetzung des Gesetzes. Besonders Ärzte, Polizeibehörden und konservative Politiker fordern eine Rücknahme der Regelung.
Unsicherheiten und Herausforderungen in der Praxis
Ein zentrales Problem bleibt die Kontrolle der neuen Regelungen. Wieviel Cannabis darf eine Person tatsächlich mitführen? Wie viele Pflanzen sind in privaten Anbauclubs erlaubt? Diese Fragen sorgen für Verwirrung – sowohl bei Konsumenten als auch bei den Behörden. Die Polizei klagt über Schwierigkeiten bei der Durchsetzung und beklagt eine steigende Zahl von Drogendelikten im Straßenverkehr. Eine belastbare Datengrundlage zu den Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit gibt es jedoch noch nicht. Erst ab Mitte 2025 sollen Verkehrsunfälle unter Cannabiseinfluss gesondert erfasst werden.
Ärztekammer warnt vor gesundheitlichen Risiken
Die Bundesärztekammer (BÄK) hat die Bundesregierung aufgefordert, das Gesetz rückgängig zu machen. Präsident Klaus Reinhardt verweist auf aktuelle Studien aus Kanada, die eine Erhöhung des Sterberisikos bei Cannabisabhängigen um das bis zu Sechsfache belegen. Ursachen seien unter anderem Suizide, Unfälle und der Mischkonsum mit anderen Drogen. Besonders junge Menschen seien gefährdet, da sich das Gehirn bis zum 25. Lebensjahr noch in der Entwicklung befinde. Laut Reinhardt führt der Konsum zu einem erhöhten Risiko für Psychosen, Depressionen und Angststörungen.
Cannabis und Straßenverkehr: Eine unklare Regelung
Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) fordert eine intensivere Aufklärung über die Auswirkungen von Cannabis auf die Fahrtüchtigkeit. Der derzeit gültige Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC im Blut für Kraftfahrzeugführer wurde zwar festgelegt, jedoch gibt es für Fahrradfahrer bislang keine klaren Regelungen. Erst bei offensichtlicher Fahruntüchtigkeit drohen strafrechtliche Konsequenzen. DVW-Präsidentin Kirsten Lühmann warnt zudem vor dem Mischkonsum mit Alkohol, der erst dann geahndet wird, wenn der THC-Grenzwert überschritten ist.
Politischer Druck: Kehrt das Cannabis-Verbot zurück?
Besonders aus den Reihen der Union kommt massiver Widerstand gegen die Teil-Legalisierung. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erklärte, dass die Innenminister der Länder parteiübergreifend eine Rücknahme des Gesetzes fordern. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, das „gefährliche Experiment“ zu beenden. Sie fordert die SPD auf, den Weg für ein erneutes Verbot freizumachen.
Fazit: Zwischen Reform und Rücknahme
Ein Jahr nach der Teil-Legalisierung von Cannabis sind die gesellschaftlichen und politischen Fronten verhärtet. Während Befürworter weiterhin auf die Vorteile einer regulierten Abgabe und Entkriminalisierung setzen, wächst die Forderung nach einer Rückkehr zum Verbot. Die Debatte um die Auswirkungen auf Gesundheit, Verkehrssicherheit und Kriminalität dürfte die Politik auch in den kommenden Jahren beschäftigen.
Quelle: NOZ, Augsburger Allgemeine, MDR, Deutsche Verkehrswacht
Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an