
Deutsche Bahn rast in die roten Zahlen: Milliardenverlust, Unpünktlichkeitsrekord und steigende Managergehälter
27.03.2025Sanierungsfall – Infrastruktur bleibt auf der Strecke, und die Kunden zahlen den Preis
Die Deutsche Bahn (DB) hat auch im Jahr 2024 tiefrote Zahlen geschrieben. Mit einem bereinigten operativen Verlust (EBIT) von 333 Millionen Euro bleibt der Konzern weiter in der Krise, wenngleich sich das Minus im Vergleich zum Vorjahr um rund 1,8 Milliarden Euro verringerte. Hauptursachen für die finanziellen Schwierigkeiten waren der marode Zustand der Infrastruktur, Streiks sowie eine schwache Konjunktur im Schienengüterverkehr. Gleichzeitig fiel die Pünktlichkeit im Fernverkehr mit nur noch 62,5 Prozent auf einen historischen Tiefstand. Trotz der anhaltenden Krise stiegen die Bezüge von Konzernchef Richard Lutz erheblich.
Krise mit Lichtblicken: Verbesserungen bei Regionalverkehr und Infrastrukturinvestitionen
Der DB-Konzern schloss das Jahr mit einem Umsatz von 26,2 Milliarden Euro nahezu auf Vorjahresniveau ab. Positiv entwickelte sich der Regionalverkehr: Dank des Deutschlandtickets stieg die Verkehrsleistung um 7,7 Prozent, und DB Regio kehrte mit einem operativen Gewinn von 108 Millionen Euro in die Gewinnzone zurück. Auch die Infrastrukturinvestitionen erreichten mit 18,2 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Ein erster Erfolg des Sanierungsprogramms S3 zeigte sich mit der fristgerechten Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim.
Fernverkehr leidet unter schlechter Infrastruktur und Streiks
Die betrieblichen Probleme machten sich vor allem im Fernverkehr bemerkbar. Die Verkehrsleistung sank um drei Prozent, während sich das operative Defizit von 43 auf 96 Millionen Euro mehr als verdoppelte. Hauptverantwortlich waren baubedingte Einschränkungen, infrastrukturelle Schwächen sowie wiederholte Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. Die Einführung neuer ICE-4-Züge konnte den Abwärtstrend nicht aufhalten.
DB Cargo weiter tief in den roten Zahlen
Auch der Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn bleibt ein Sorgenkind. DB Cargo transportierte neun Prozent weniger Fracht, insbesondere aufgrund der schwachen Nachfrage aus energieintensiven Branchen. Zwar konnte das operative Ergebnis um 140 Millionen Euro verbessert werden, dennoch blieb der Bereich mit einem Minus von 357 Millionen Euro defizitär. Die EU-Kommission setzte der DB Cargo eine Frist bis 2026, um wieder profitabel zu werden.
Verkauf von DB Schenker soll Schuldenlast senken
Ein entscheidender Schritt zur finanziellen Entlastung des Konzerns ist der geplante Verkauf der Logistiktochter DB Schenker. Das Unternehmen erwirtschaftete 2024 erneut einen operativen Gewinn von über einer Milliarde Euro und wird nach Abschluss der Transaktion maßgeblich zur Senkung der Konzernverschuldung beitragen. Bereits zum Jahresende 2024 konnten die Netto-Finanzschulden der DB um 1,4 Milliarden Euro auf 32,6 Milliarden Euro gesenkt werden.
Herausforderungen und Ziele für 2025
Mit dem Sanierungsprogramm S3 verfolgt die DB das Ziel, die Infrastruktur grundlegend zu erneuern und operativ wieder profitabel zu werden. Für 2025 plant das Unternehmen Investitionen von mehr als 20 Milliarden Euro, darunter umfangreiche Sanierungsarbeiten auf den Strecken Hamburg–Berlin und Emmerich–Oberhausen. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr soll sich auf 65 bis 70 Prozent verbessern.
Zudem setzt der Konzern verstärkt auf Effizienzsteigerungen und Personalabbau in der Verwaltung.
DB-Chef Richard Lutz bezeichnete die aktuelle Lage als „die größte Krise seit der Bahnreform“, zeigte sich jedoch optimistisch, dass mit den laufenden Sanierungsmaßnahmen ein Turnaround gelingen kann. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Deutsche Bahn die Weichen erfolgreich in Richtung Zukunft stellen kann – oder ob sie weiter im Krisenmodus bleibt.
Quelle: Deutsche Bahn AG
Archivfoto: anzeiger24.de
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