Gewerbestandort Monheimer Süden: Gefahr für das Stadtklima?
Bebauungsplanung muss unter klimagerechten Gesichtspunkten erfolgen
Wenn sich im Monheimer Süden Industrie und Gewerbe ansiedeln (wir berichteten), könnte sich das negativ auf das Stadtklima auswirken. Wenn die Bebauungsplanung nicht unter klimagerechten Gesichtspunkten erfolgt. Über das Thema klimagerechte Stadtentwicklung sprach die Redaktion mit dem Experten für Ökologische Studien, Dr. Norbert Stapper, Mitglied der GRÜNEN Kreistagsfraktion sowie der Grünen Regionalratsfraktion Düsseldorf.
Bereits jetzt überhitzte Bereiche in der Stadt
Im Monheimer Süden wird sich auf einer Fläche von 18 Hektar, südlich der Alfred-Nobel-Straße an der Stadtgrenze zu Leverkusen und an das Betriebsgelände der Firma Bayer auf Monheimer Stadtgebiet angrenzend, Industrie und Gewerbe ansiedeln. Auch eine mögliche Erweiterung des Unternehmensstandorts Bayer könnte realisiert werden. Worin hier die Problematik liegen könnte, erklärt Dr. Norbert Stapper: „In der Hauptortslage Monheims zeigen sich bereits typische, städtisch überhitzte Bereiche maßgeblich aufgrund eines beeinträchtigten Luftaustausches durch bereits vorhandene, gewerbliche Flächen im Süden von Monheim.“ Das heißt, dass es in der Stadt aufgrund des verringerten Luftaustausches, der Wärmespeicherung von Gebäuden sowie der Abstrahlung der Wärme durch Industrie und Verkehr vermehrt zur Ausbildung von Wärmeinseln kommen kann, was sich insbesondere nachts negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken könne.
Bebauungsplanung darf Kaltluftströnung nicht beeinflussen
Der Biologe und Monheimer Dr. Norbert Stapper erläutert: „Nächtens kommt Kaltluft in die Stadt vom Monheimer Süden. Die Bebauungsplanung müsse derart erfolgen, dass die Kaltluftströmung möglichst wenig beeinflusst würde. „Werden zudem Gebäude nicht entsprechend ausgerichtet, kommt es zur Abbremsung des Kaltluftstroms und die Stadt kühlt sich nachts nicht ab. Bebauung wirkt wie eine Bremse. Da die tropischen Nächte aufgrund des Klimawandels mehr werden, kann sich die mikroklimatische Situation ungünstig verändern.“ Aber auch durch innerstädtische Verdichtung und Versiegelung würde die Abkühlung weniger, so Dr. Norbert Stapper. Werden die Städte immer bebauter, werden sie auch immer heißer. „Die Städte Monheim und Langenfeld gehören aufgrund ihrer geografischen Lage ohnehin schon zu den heißesten im Kreis Mettmann“, weiß Stapper. Durch eine angepasste städtebauliche Struktur könne dem entgegen gewirkt werden. Aber Bestandplanung sei natürlich schwierig. „Auf der grünen Wiese Planen geht schneller“, so Dr. Norbert Stapper.
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Erhebliche Umweltauswirkungen auf die thermische Situation in der Stadt
Im Zuge der Änderung des Regionalplans für die Stadt Monheim hatten sich die Grünen im Regionalrat Düsseldorf für eine Verkleinerung der Fläche auf 9 Hektar ausgesprochen. Ihr Antrag für einen verkleinertem Zuschnitt wurde jedoch abgelehnt. Sie bezogen sich auf Ergebnisse einer Umweltprüfung des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV). Diese hatten ergeben, dass voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen auf die thermische Situation in der Stadt beschrieben würden. „Die Bebauung kann sich – im Zusammenwirken mit weiteren Planungen zwischen der Alfred-Nobel-Straße und dem Südrand der Hauptortslage Monheims– auf einenKaltluftvolumenstrom auswirken, der auf den Südrand der Ortslage trifft.“
Verschlechterung des Klimas in nördlichen Siedlungsbereichen
Insgesamt bestehe durch den neuen GIB (Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereich) im nördlich gelegenen ASB (Allgemeinen Siedlungsbereich) das Risiko einer Verschlechterung des Luftaustauschs bzw. der bereits ungünstigen thermischen Situation. Entsprechend der Flächeninanspruchnahme durch den GIB reduziere sich zudem die Fläche von siedlungsnahen Freiraumbereichen, die als klimaökologische Ausgleichsräume von der Bevölkerung aufgesucht werden können. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Bebauung des in Rede stehenden GIB Auswirkungen auf die thermische Situation im nördlich gelegenen allgemeinen Siedlungsbereich (nördlich der Baggerseen / „Berliner Viertel“) haben kann. „In der Gesamtbetrachtung lassen sich für den neuen GIB selbst durch die zu erwartende erstmalige Bebauung eine weniger günstige thermische Situation und für die nördlich liegenden Siedlungsbereiche ggfs. Verschlechterungen der Situation prognostizieren.“
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Stadt hat hohen Gewerbeflächenbedarf
„Gleichzeitig ist jedoch darauf hinzuweisen, dass zwischen der vorgesehenen Neufestlegung und dem nördlich liegenden Siedlungsraum der Regionale Grünzug als ein von Bebauung freigehaltener Freiraumkorridor mit einer Breite von rund 600 m bestehen bleibt und dass überdies über eine angepasste städtebauliche Struktur (z.B. Ausrichtung der Baukörper) auf Ebene der Bauleitplanung klimatische Belange Berücksichtigung finden können.“ Die Stadt Monheim hält an der Planung mit einem Flächenumfang von 18 Hektar dennoch fest: aufgrund des hohen Gewerbeflächenbedarfs und da besser geeignete Alternativstandorte derzeit nicht erkennbar seien. Die voraussichtlichen erheblichen Umweltauswirkungen werden im Wege der planerischen Abwägung in Kauf genommen.
Klimagerechte Stadtentwicklung auch für Trabantenstädte wichtig
Die Landeshauptstadt Düsseldorf sei in Sachen klimagerechter Stadtentwicklung bereits seit längerem aktiv und entwickelte das Klimaanpassungskonzept „Kakgtus“, so Dr. Norbert Stapper. „Aber auch für Trabantenstädte ist das Thema klimagerechte Stadtentwicklung interessant,“ betont Stapper. Bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass klimatische Belange bei der Bauleitplanung durch die Stadt Monheim für den Monheimer Süden Berücksichtigung finden, so dass das Stadtklima nicht negativ beeinflusst wird.
Hintergrund:
- Anlass für die 3. Änderung des Regionalplanes Düsseldorf (RPD) ist die Planung der Stadt Monheim, einen Bereich im Monheimer Süden an der Stadtgrenze zu Leverkusen südlich der Alfred-Nobel-Straße zukünftig als Gewerbestandort zu nutzen. Vorgesehen ist die Festlegung des Plangebietes in einer Größenordnung von ca. 18 Hektar als Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen (GIB). Der Rat der Stadt Monheim am Rhein hat sich am 22.05.2019 für die Einleitung eines entsprechenden Verfahrens zur Änderung des Regionalplans ausgesprochen.
- Neben der vorgesehenen gewerblichen Nutzung soll auch das zentral in der Stadt gelegene Umspannwerk in den neuen Gewerbestandort verlagert werden. Hierfür ist ein Standort im Nordosten des GIB an der Alfred-Nobel- Straße vorgesehen. Durch die Lage innerhalb des vorgesehenen GIB gehe mit dem Bau des Umspannwerkes keine zusätzliche Beeinträchtigung der Frischluftströme einher.
Lsen Sie mehr hierzu.
- Eine weitere wichtige Fläche des Monheimer Freiflächenbands “Grüne Acht” könnte um diese Planungen entzogen werden.
Text und Foto: Marjana Križnik
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