Apotheken-Krise: Mehr Schließungen als Neueröffnungen – Branche schlägt Alarm

23.07.2024

Wie ist die Lage in Leverkusen? Verbände fordern mehr finanzielle Unterstützung und weniger Bürokratie

Von Jahr zu Jahr vermeldet die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) immer „dramatischere“ Zahlen. Demnach gibt es nach und nach immer weniger Apotheken, bzw. immer mehr Apotheken-Schließungen in Deutschland. Die neuesten Statistiken besagen nun: Im ersten Halbjahr 2024 ist die Zahl der Apotheken um 283 auf den „neuen Tiefstand“ von 17.288 gesunken. Im ersten Halbjahr 2023 waren es „nur“ 238 Apotheken weniger, im ersten Halbjahr 2022 haben 205 Betriebsstätten aufgegeben.

 

Und in Leverkusen? Wir fragen bei der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) nach.

 

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Demnach gibt es folgende Entwicklungen:

38 Apotheken in 2020

je 37 in 2021 und 2022 und

36 in 2023; dieser Wert blieb bis zum 30. Juni 2024 unverändert.

 

Klingt also nicht ganz so bedrückend. Betrachtet man aber den gesamten Kammerbezirk Nordrhein, so zeichnet sich ein differenziertes Bild ab: „2023 haben hier 48 Apotheken für immer geschlossen, dem gegenüber stehen lediglich 14 Neueröffnungen“, teilte die AKNR im April 2024 mit. „Die meisten Apotheken in Köln geschlossen (9), gefolgt vom Kreis Mettmann sowie Düren, Neuss und Mönchengladbach (je 3).“ Und der Trend hält seit 1999 an.

Woran liegt’s?

 

Kaum Nachfolger – Selbstständigkeit ist unattraktiv geworden

„Immer weniger Apothekerinnen und Apotheker sind bereit, sich selbständig zu machen“, lautet eine Erklärung der AKNR. Daher finden viele Altgediente, die sich auf den Ruhestand vorbereiten, keine Nachfolger. „Zu geringe Honorierung, zu viel Bürokratie, nicht enden wollende Lieferengpässe, ein sich immer mehr verschärfender Fachkräftemangel – das alles macht es den Inhaberinnen und Inhabern schwer“, sagt AKNR-Präsident Dr. Armin Hoffmann. Es fehle der finanzielle Spielraum, „weil Banken die desolate Ertragslage durchaus kennen. Nach Abzug der Fixkosten bleibe Inhaberinnen und Inhabern oft kaum mehr übrig als Angestellte“, so Hoffmann.

 

Kritik an Reform: „Mogelpackung und Etikettenschwindel“

Die Apothekerverbände fordern daher die Politik zum Handeln auf: „Es muss endlich mehr Geld ins System, um die wohnortnahe Versorgung der Menschen mit Medikamenten zu stabilisieren“, sagt Dr. Armin Hoffmann von der AKNR. „Das Honorar, das Apotheken heute erhalten, entspricht dem von vor 20 Jahren. Diese Vergütung ist gesetzlich geregelt. Sichere Zukunftsplanung ist so für junge Kollegen kaum möglich.“

 

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Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA, ergänzt: „Seit Jahren warnen wir vor den Folgen der sinkenden Apothekenzahlen für die Bevölkerung. Doch anstatt das System endlich zu stabilisieren, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit seiner Apothekenreform nun auch noch das bewährte System der Arzneimittelversorgung über die inhabergeführten Apotheken aushöhlen und Leistungen für die Bevölkerung kürzen.“

Der Gesetzentwurf sieht u.a. Vereinfachungen bei Apotheken-Gründungen, mehr Digitalisierung und die Möglichkeit für mehr pharmazeutische Dienstleistungen (z.B. Impfungen) vor.

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Doch ABDA-Präsidentin Overwiening sieht darin eine „Abschaffung der vollversorgenden Apotheken“, denn: „Durch die geplanten Maßnahmen entstehen Gefahren für die Patientensicherheit, weil damit eine grundlegend veränderte, qualitativ niedrigwertigere Abgabe von Arzneimitteln etabliert wird. Das bislang praktizierte System der Arzneimittelversorgung durch die heilberuflich geführte Apotheke vor Ort wird beseitigt.“ Overwiening bezeichnet den Lauterbach-Entwurf als „Mogelpackung, Etikettenschwindel und Trojanisches Pferd“.

Auf sechs Regionalkonferenzen in NRW sollen die Bedenken gegen den Gesetzentwurf noch einmal vorgetragen und Alternativen erarbeitet werden.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: ABDA

 


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