S6: Kurioser Klassenkampf zwischen den Verkehrsverbünden

17.08.2024

Wirrwarr an der Tarifgrenze: Warum im VRS die Premium-Plätze abgeschafft wurden, der VRR aber daran festhält

***Leitartikel***

Bahnfahren ist für viele Menschen angenehm und nebenbei auch umweltfreundlich – sorgt aber mehrfach auch für Kuriositäten und Stirnrunzeln. So ist beispielsweise der Flickenteppich aus unterschiedlichen Tarifzonen immer wieder für eine Verwirrung gut.

Ein Beispiel: Während der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) in seinen S-Bahnen ein kleines Abteil für Fahrgäste mit 1. Klasse-Ticket bereit hält, hat der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) diese Trennung abgeschafft, heißt also: das „normale“ 2.-Klasse-Ticket gilt auf allen Plätzen. Kann man ja machen, wenn das Tarifsystem das entsprechend berücksichtigt.

 

Skurril wird es aber, wenn eine Linie durch beide Gebiete fährt – wie zum Beispiel die S6.

 

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Aus Köln und Leverkusen (VRS-Zone) kommend, gilt ab Langenfeld der VRR-Bereich mit 1.-Klasse-Regelung. Wer es sich also mit dem 2.-Klasse-Ticket auf den Premium-Sitzen bequem gemacht hat, muss dann wieder „zu den anderen“ Fahrgästen wechseln. Gleiches gilt selbstredend umgekehrt in der anderen Richtung.

Durchsagen machen die Fahrgäste darauf aufmerksam.

 

Warum dieser Wirrwarr? Warum können sich VRR und VRS nicht auf eine gemeinsame Regelung einigen?

 

VRS: „Kein Bedarf an 1. Klasse“ – VRR: „Unsere Fahrgäste wollen das so“

Die Pressestelle des VRS, bzw. go.Rheinland teilt uns auf Anfrage mit: „Nach fachlicher Abwägung und nach Auswertung der Nutzung der 1. Klasse im VRS-Bereich sehen wir inzwischen nicht mehr den Bedarf an entsprechenden Sitzplätzen im Produkt S-Bahn. Vor allem können wir damit dem deutlichen Mehrbedarf an noch mehr Sitzplätzen für den Tarifbereich der 2. Klasse im Bereich des VRS Rechnung tragen und unseren Kunden/Fahrgästen ohne Aufpreis mehr Sitzplätze anbieten.“

 

Das sieht der VRR jedoch ganz anders. 

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Dort teilt uns ein Pressesprecher mit: „Viele Fahrgäste möchten immer noch 1. Klasse fahren. Sie schätzen den Komfort, können ggf. in Ruhe arbeiten und möchten nicht in der 2. Klasse sitzen.“

 

Hat das Publikum im Kölner Raum also andere Bedürfnisse als in Düsseldorf und im Ruhrgebiet? Darauf möchte der VRR-Pressesprecher nicht wirklich eingehen, erklärt uns lediglich und lapidar: Der VRS habe im Alleingang diese Abweichung eingeführt. Klingt so wie: „Das ist halt deren Sache.“

 

Für den VRR steht fest: Wenn man nur auf der S6 diese Trennung aufheben würde, auf den anderen Linien aber nicht, werde das System „ad absurdum“ geführt.

Der Klassenkampf zwischen den beiden Rhein-Metropolen wird also weiter gepflegt; da kann der Fahrgast nur staunen...

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Archivfoto: anzeiger24.de

 


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