Nullwachstum: Bundesregierung rechnet 2025 mit stagnierender Wirtschaft

24.04.2025

Schwächelnde Auslandsnachfrage, Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit und ungünstige Finanzierungsbedingungen

Die Bundesregierung sieht Deutschland am wirtschaftlichen Stillstand. In ihrer am 25. April 2025 veröffentlichten Frühjahrsprojektion korrigierte die geschäftsführende Regierung unter Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ihre Konjunkturerwartungen deutlich nach unten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll in diesem Jahr voraussichtlich nicht wachsen – zum dritten Mal in Folge.

„Die deutsche Wirtschaft befindet sich in schwierigem Fahrwasser“, erklärte Habeck in Berlin. Besonders die angespannte internationale Lage, verschärft durch neue protektionistische Töne aus den USA, setzt der exportabhängigen Bundesrepublik zu. Weltweit belasteten angekündigte und wieder ausgesetzte US-Zölle das Vertrauen in stabile Handelsbeziehungen, was sich inzwischen auch in Turbulenzen an den Finanzmärkten niederschlage.

Video zur Pressekonferenz

 

Exporte schwächeln, Investitionen zögern

Deutschlands offene Volkswirtschaft ist von der Unsicherheit besonders betroffen: Eine schwächelnde Auslandsnachfrage, ein Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit und ungünstigere Finanzierungsbedingungen sorgen dafür, dass sich private Investitionen vorerst verhalten entwickeln. Zwar wird für den späteren Jahresverlauf mit einer leichten Belebung gerechnet, doch für eine Trendwende reiche das nicht.

Auf der Verbraucherseite könnte immerhin der private Konsum eine stabilisierende Rolle übernehmen. Der Rückgang innenpolitischer Unsicherheiten und steigende Realeinkommen sollen hier zu einer allmählichen Erholung beitragen. Auch finanzpolitische Impulse der kommenden Bundesregierung könnten mittelfristig positive Wirkung entfalten – aber eben nicht sofort.

 

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Arbeitsmarkt zeigt erste Risse

Die Auswirkungen der Konjunkturflaute machen sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Die für das Frühjahr übliche Belebung bleibt aus. Laut Prognose dürfte die Beschäftigung zunächst sinken, die Arbeitslosigkeit hingegen steigen. Erst für das kommende Jahr erwarten die Experten wieder eine Aufhellung – bei einem prognostizierten Wachstum von moderaten +1,0 %.

 

Inflation lässt nach – vorerst

Die Inflationsrate soll 2025 leicht rückläufig sein: von 2,2 % im Vorjahr auf 2,0 % im laufenden Jahr und 1,9 % im nächsten. Laut Habeck könnten vor allem importierte Produkte, die durch Handelsumlenkungen infolge des US-Zollkurses günstiger werden, einen dämpfenden Effekt haben. Ob diese Prognose angesichts des volatilen internationalen Umfelds Bestand hat, bleibt jedoch abzuwarten.

 

Habeck warnt vor strukturellen Schwächen

In seinem Statement betonte Wirtschaftsminister Habeck, dass Deutschland seit 2020 in einer „permanenten Krisensituation“ stecke – von der Pandemie über den Ukraine-Krieg bis hin zur Energie- und Inflationskrise. Zwar sei es gelungen, extreme Energiepreissteigerungen zu dämpfen und die Versorgung zu sichern. Doch nun drohten neue Risiken durch wirtschaftspolitische Alleingänge der USA.

Besonders mahnte Habeck strukturelle Versäumnisse an: ein Investitionsstau in Infrastruktur, Digitalisierung und Bildung, Fachkräftemangel und eine sinkende Innovationskraft. Hier müsse die kommende Bundesregierung schnell und entschlossen handeln. „Geld allein löst kein Problem“, so der Minister. Reformen seien entscheidend, um den langfristigen Abstieg Deutschlands als Wirtschaftsstandort zu verhindern.

 

Appell an die EU und an die Politik

Habeck forderte ein geschlossenes Auftreten der EU im transatlantischen Handelskonflikt – notfalls auch mit eigenen Maßnahmen. Gleichzeitig rief er Unternehmen und Mitgliedstaaten zur Solidarität auf. Deutschland müsse seine Abhängigkeiten in Schlüsselindustrien wie Mikroelektronik, Batterietechnologie oder Pharma aktiv abbauen.

„Wir dürfen nie wieder in solche Abhängigkeiten geraten, wie wir sie bei Gaslieferungen erlebt haben“, sagte Habeck. Die kommenden Monate dürften entscheidend dafür sein, ob Deutschland die Trendwende schafft – oder sich auf eine anhaltende Phase der wirtschaftlichen Stagnation einstellen muss.

 

Quelle: BMWK

 


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