Ampel-Koalition zerfallen – Was sagt die Bevölkerung?
08.11.2024War es richtig, Lindner zu entlassen? Sollten Neuwahlen vorgezogen werden?
Nach dem großen Koalitions-Knall am Mittwochabend, 6. November 2024, gibt es noch viele Fragen. Die FDP ist raus aus der „Ampel“, einige Ministerposten wurden ausgetauscht, aber unklar ist, wie Bundeskanzler Scholz so weiterregieren will. Erst im Januar 2025 will er die Vertrauensfrage stellen und bis dahin versuchen, mit der CDU-Fraktion Mehrheiten zu finden. Frühestens im März kann es dann erst Neuwahlen geben. Kann sich das Land eine solche Hängepartie leisten?
Offenbar nicht, wenn es nach einer Mehrheitsmeinung der Bevölkerung geht, so das Ergebnis des aktuellen ZDF-Politbarometers.
Die Spitzen der Ampel-Parteien konnten sich im Koalitionsausschuss in wichtigen politischen Fragen nicht einigen. Deshalb hat Bundeskanzler Olaf Scholz Finanzminister Christian Lindner entlassen. Das finden 59 Prozent „gut“, 27 Prozent dagegen „nicht gut“ (die Differenz zu 100 Prozent bedeutet im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Die meisten sagen, am Bruch der Koalition sind alle beteiligten Parteien gleichermaßen schuld (39 Prozent). Ansonsten wird vor allem bei der FDP (31 Prozent) die größte Schuld gesehen (SPD: 10 Prozent, Grüne: 15 Prozent).
Neuwahlen
Wenn es jetzt zu einer vorgezogenen Neuwahl im Bund kommt, finden das grundsätzlich 84 Prozent „gut“ und 13 Prozent „nicht gut“. Mitte Oktober waren die Meinungen hierzu noch geteilt („gut“: 48 Prozent; nicht gut: 45 Prozent).
Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, im Januar die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen um dadurch Neuwahlen im März zu ermöglich. Die Oppositionsparteien fordern, dass er diese umgehend stellen soll, damit es schneller zu Neuwahlen kommt. Für einen Neuwahltermin im März sprechen sich 30 Prozent aus, für einen früheren Termin 54 Prozent. 12 Prozent sind der Meinung, dass die Wahl zum regulären Termin im September des nächsten Jahres stattfinden sollte.
Kanzler Scholz "geschwächt"
Nach Meinung von 32 Prozent aller Befragten geht Olaf Scholz aus den Auseinandersetzungen um das Ende der Koalition "eher gestärkt" hervor ("eher geschwächt": 58 Prozent). 16 Prozent sind der Meinung, dass die FDP aus diesen Ereignissen eher gestärkt hervorgeht (eher geschwächt: 74 Prozent).
Die Sonntagsfrage
Auf der Basis des regulären Politbarometers und kontrolliert durch die Ergebnisse des Politbarometer-Extras ergeben sich die folgenden Projektionswerte: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die SPD auf 16 Prozent (unverändert) und die CDU/CSU auf 33 Prozent (plus 2). Die Grünen kämen auf 12 Prozent (plus 1), die FDP würde 3 Prozent, die AfD 18 Prozent und die Linke 4 Prozent (alle unverändert) erreichen. Das BSW läge bei 6 Prozent (minus 2) und die anderen Parteien zusammen bei 8 Prozent (minus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde. Das würde von den politisch wahrscheinlichen Koalitionen für eine Regierung aus Union und SPD und für eine aus Union und Grüne reichen.
Methodik ZDF-Politbarometer
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die 1.231 Interviews wurden in der Zeit vom 5. bis zum 7. November 2024 durchgeführt. Zusätzlich wurde ein Politbarometer-Extra am 7. November 2024 mit 1.369 Interviews realisiert. In beiden Umfragen wurden jeweils zufällig ausgewählte Wahlberechtigte befragt. Dabei wurden jeweils sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragungen sind repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD 17 Prozent, CDU/CSU 37 Prozent, Grüne 18 Prozent, FDP 2 Prozent, AfD 14 Prozent, Linke 4 Prozent, BSW 5 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 22. November 2024.
Quelle / Grafik: ZDF Kommunikation
Foto Reichstag: anzeiger24.de
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