
Zahl der Corona-Infizierten: Es gibt kein bundesweit einheitliches Meldesystem!
27.05.2020Wie kommen die Daten aus den Städten zum RKI?
Die Zahl der aktuell an Covid-19 Erkrankten bundesweit beunruhigt wohl nur noch wenige Menschen. Wie es scheint, haben die angeordneten Maßnahmen gegriffen, dennoch mahnte die Bundesregierung gerade erst heute weiterhin zur Vorsicht und verlängert die Kontaktbeschränkungen bis zum 29. Juni 2020.
Das Robert Koch-Institut (RKI) verbuchte am Vormittag 362 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Damit haben sich seit Beginn der Corona-Krise 179.364 Menschen in Deutschland nachweislich mit Sars-CoV-2 angesteckt. Das RKI weist aber auch darauf hin, dass zwischen Bekanntwerden eines Infektionsfalls vor Ort und der Veröffentlichung durch das RKI ein Zeitverzug entsteht.
Neben der unüberschaubaren Dunkelziffer und dem Zeitverzug gibt es aber noch ein Problem, welches die Aktualität der Zahlen betrifft: Es gibt kein bundesweit einheitliches Meldesystem!
Das spiegeln auch die Quellen im Kreis Mettmann wider. Wie uns die Kreisverwaltung mehrfach bestätigte, weichen die eigenen Meldungen vom Kreisgesundheitsamt von denen des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) ab. Mit Stand gestern meldete das Kreisgesundheitsamt beispielsweise die Inzidenzzahl von 3,7 (Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen), nach LZG.NRW liegt dieser Wert bei 2,7. Das Land vermeldet 78 Todesfälle, der Kreis 73.
Wie werden die Daten erfasst?
Wie wir auf Anfrage bei der Pressestelle des LZG.NRW erfahren konnten, gibt es für die Erfassung der Meldedaten bei den Gesundheitsämtern kein einheitliches Verfahren ‑ sondern verschiedene standardisierte Datenbanksysteme. Am meisten verwendet werde in NRW allerdings die vom RKI kostenfrei zur Verfügung gestellte Meldesoftware SurvNet. Hinzu kommt ein zeitlicher Verzug: Die anonymisierten Datensätze der Gesundheitsämter werden von Montag bis Freitag dreimal täglich und zusätzlich am Wochenende einmal täglich vom LZG.NRW in die zentrale Datenbank mit Hilfe von SurvNet eingelesen. Nach dem Einlesen und der Übermittlung hat auch das RKI Zugriff auf diese Daten.
Da korrekte „Corona“ Zahlen sowohl für das RKI wie auch für den Bund und die Länder wichtige Grundlagen für Entscheidungen und Maßnahmen sind, ist es absolut unverständlich, dass es auch zehn Wochen nach Ausbruch der Pandemie kein bundesweit einheitliches Meldeverfahren gibt!
Walter Thomas