Was bringt eine Ausgangssperre?

Pro und Contra

Nun ist sie beschlossen: Die Änderung des Infektionsschutzgesetzes zu Gunsten von bundeseinheitlichen Corona-Schutzregeln. Das Bundeskabinett will nach den ganzen föderalen Verwirrungen mehr Macht für den Bund und weniger Kompetenzen für die Länder.

Heiß diskutiert wird dabei ein sensibles Thema: Die Ausgangsbeschränkung zwischen 22 und 5 Uhr (Ausnahmen u.a.: Weg zur/von der Arbeit, zu/von einer medizinischen oder pflegerischen Behandlung sowie (bis Mitternacht) für Solo-Spaziergänger und -Jogger) 

 


 

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Befürworter wollen sie, um das Infektionsgeschehen einzudämmen.

Kritiker sehen darin eine zu krasse Einschränkung in die Grundrechte, die in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen stünden.

 

Im Kreis Mettmann gilt diese Ausgangsbeschränkung. Denn die Inzidenz liegt seit Ende März weit über 100 (wobei die Aussagekraft des Inzidenzwertes in Bezug auf das Infektionsgeschehen auch kritisch gesehen wird).

 

Ist eine Ausgangssperre nun geboten oder nicht?
Es gibt viele Pros und Contras, hier einige Beispiele:

 

Kontakte weiter reduzieren, Infektions-Ausbreitungen verhindern

Pro

Virologen und Vertreter von Intensivstationen predigen es täglich gebetsmühlenartig in den Nachrichtensendungen: Das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen muss sinken, damit sich weniger Menschen anstecken und auch weniger Covid 19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden. Die Krankenhäuser seien bereits jetzt überlastet. Wenn es keinen Rückgang gibt, droht der Kollaps.
Einfach und logisch, oder?

 

Contra

Laut des Covid 19 Mobility Project des Robert-Koch-Institut und der Humboldt Universität Berlin fällt „ein relativ geringer Anteil der Mobilität (nämlich 7,4%) in den Zeitraum von 22 bis 5 Uhr. Wenn der Zeitraum ausgeweitet wird auf, beispielsweise 20 bis 5 Uhr, steigt der betroffene Anteil der Mobilität geringfügig auf 12,3%.“
Allerdings muss man dazu sagen, dass die Analyse im März vorgenommen wurde. Im Frühjahr und Sommer könnten die steigenden Temperaturen wieder mehr Menschen abends ins Freie locken und die Mobilitätswerte ansteigen lassen.
Dennoch - im Umkehrschluss heißt das: Die meiste Mobilität findet tagsüber statt, also vornehmlich bei den Berufspendlern und Einkaufenden. Eine Ausgangsbeschränkung in den späten Abend- und Nachtstunden wird also keinen nennenswerten Effekt bringen.

 

Private Treffen unterbinden

Pro

Das Infektionsgeschehen ist zu einem großen Teil auf „private Treffen“ in Innenräumen zurück zu führen (ohne jetzt viele wissenschaftliche Studien zu zitieren: Das berichten täglich diverse Medien, und auch wir vom anzeiger24.de haben diese Auskunft schon öfter auf Nachfrage vom Kreis Mettmann bekommen).
Also ist es doch nur logisch, dass man diese privaten Treffen (in den Abendstunden) eindämmen muss – eben durch eine Ausgangsbeschränkung. 
Der jetzt gefundene Kompromiss (Ausgangssperre erst ab 22 Uhr statt wie anfangs geplant ab 21 Uhr) hat diese harte, aber notwendige Maßnahme wieder aufgeweicht: Wenn sich Menschen privat in einer (vom Staat geschützten) Wohnung treffen wollen, dann können sie sich auch vor Beginn der Sperrstunde schon zusammenfinden, und ggf. bis 5 Uhr bleiben. Jetzt haben sie dafür sogar noch mehr Spielraum bekommen.   

 

Contra

Hier argumentieren viele Kritiker der Corona-Schutzmaßnahmen: Gerade der Lockdown im Winter habe doch die Menschen zu privaten Treffen in die Innenräume getrieben. Statt im Theater oder in der Kneipe (wo es Hygienekonzepte, Lüftungsanlagen etc. gibt) ging es eben in die privaten Wohnungen. Dort hatte der Staat – und das aus gutem Grunde – auch keine Kontrollmöglichkeiten – es sei denn, Nachbarn zeigen „illegale Partys“ bei der Polizei oder beim Ordnungsamt an.
Jetzt kommt der Frühling, die Menschen können und wollen sich jetzt wieder draußen treffen – wo die Ansteckungsgefahr nicht so hoch ist, wie u.a. der Aerosolforscher Gerhard Scheuch immer wieder in Interviews erklärt.
Warum also diese privaten Treffen im Freien mit einer Ausgangssperre verbieten?

 

"Mal eben vor die Tür gehen"

Pro

So hart es vielleicht klingt, aber: Wie kann ein Ordnungshüter erkennen, ob jemand draußen "nur mal so spazieren geht" oder nicht doch auf dem Weg zu einer Party ist? Dann sollte die Regelung besser konsequent sein und keine Hintertürchen offen lassen.  

 

Contra

Der Staat misstraut also seinen Bürgern? Es ist vollkommen unverständlich, warum man (vor allem als Einzelperson) nicht mal frische Luft schnappen darf. Bewegung im Freien tut Körper und Seele gut. Und es gibt auch Menschen, die den ganzen Tag im Büro oder anderen geschlossenen Räumen gearbeitet haben. Denen sollte man in den Abendstunden etwas "Auslauf" gönnen - auch das ist ein Beitrag zur Gesundheitsförderung. Die Vorgabe "Bleiben Sie zu Hause" hat ohnehin schon zu mehr Trägheit und Übergewichtigkeit geführt. 

 

Gruppenbildungen verhindern

Pro

Aber wenn man sich abends draußen treffen darf, dann können sich ja schnell Grüppchen zusammen tun. Und irgendwann kann das in einer Party ausarten, wo nicht mehr auf Abstand, Maske etc. geachtet wird.

 

Contra

Das stimmt und wird bestimmt auch immer wieder beobachtet. Doch auch hier ist doch die bisherige Regelung eindeutig: „Zulässig sind Treffen im öffentlichen Raum des eigenen Hausstandes mit den Angehörigen eines weiteren Hausstandes mit höchstens insgesamt fünf Personen. Kinder bis zu einem Alter von einschließlich 14 Jahren werden dabei nicht mitgezählt“, heißt es in der Coronaschutzverordnung NRW. Treffen von mehr Menschen ist also ohnehin schon untersagt. Warum aber sollen sich diese maximal fünf Personen nicht auch nach 21 Uhr im Freien treffen dürfen? Es muss natürlich kontrolliert werden.

 


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Intensivstationen entlasten

Contra

„Freiheitsbeschränkungen“ gegen die „Situation auf den Intensivstationen“ ausspielen? Das geht gar nicht. Ja, die Lage ist ohne Zweifel dramatisch. Und das Personal arbeitet bis zur Erschöpfungsgrenze. Aber auch das sagen viele Menschen aus den Fachgebiet: Diese Situation gab es bereits vor Corona. Etwa in jeder Grippewelle. Die Krankenhäuser wurden kaputt gespart, der Beruf wurde durch schlechte Bezahlung, miese Arbeitszeiten etc. immer unattraktiver, so dass jetzt genügend Personal fehlt. Die Politik, die das jahrelang verschleppt hat, will nun, dass der Rest der Republik mit Freiheitsentzug diesen Mangel ausgleichen soll.

 

Pro

Da ist natürlich etwas wahres dran. Aber die Situation ist jetzt nunmal wie sie ist. Und neues Personal können wir uns auf die Schnelle nicht „backen“ (wäre aber schön, wenn die Politik nun endlich ein langfristiges Konzept dafür entwickeln würde). Klatschen für Pflegekräfte reicht nicht, wir müssen nun deren harte Arbeit unterstützen. Am besten, in dem wir ihnen „weniger zu tun“ geben, also: Kontakte reduzieren und Infektionsgefahren senken.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: Ri Butov/Pixabay


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Haltet die Regeln ein.
Und seid auf der Hut!
……

 


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