Wärmepumpe oder Wärmenetz? Heizen in Hilden wird zur Zukunftsfrage

02.10.2024

Ganze Bevölkerung betroffen – Stadtwerke stellten erste Untersuchungsergebnisse bei Stadtkonferenz vor

Nein, niemand muss in jetzt seine Öl- oder Gasheizung ausbauen und durch eine Wärmepumpe ersetzen. Da hat das so genannte „Heizungsgesetz“ in der hitzigen Debatte der Ampel-Koalition viel Verwirrung gestiftet. Aber dennoch müssen sich Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer langfristig durchaus Gedanken dazu machen, wie sie ihre Immobilien in der Zukunft beheizen können und dürfen, denn: Spätestens ab dem 1. Januar 2045 dürfen nur noch Heizungen betrieben werden, die zu 100% erneuerbare Energien und/oder so genannte „unvermeidbare Abwärme“ nutzen.

Eine Mammutaufgabe – auch für die Kommunen. Denn die haben – damit eine solche Umstellung überhaupt realisierbar ist – vom Gesetzgeber den Auftrag erhalten, eine „Kommunale Wärmeplanung“ zu erstellen, d.h.: sie müssen feststellen, in welchen Gebieten der Stadt es möglich ist, ein Wärmenetz oder Wasserstoffnetz aufzubauen, an denen Gebäude angeschlossen werden können. Wo das nicht möglich ist, müssen die Eigentümerinnen und Eigentümer selber aktiv werden.

Eine Zukunftsfrage also, die im Prinzip die ganze Bevölkerung betrifft. Und erste Antworten dazu gab es bei der ersten Stadtkonferenz zu diesem Thema am Dienstagabend, 1. Oktober 2024, in der Stadthalle.

 

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Die Stadtwerke Hilden (SWH) und das Planungsbüro Greenventory aus Freiburg stellten die bisherigen Untersuchungsergebnisse vor.

 

Was ist ein Wärmenetz?

Ein Wärmenetz liefert über Leitungen Wärme an angeschlossene Gebäude ("zentrale Versorgung"). Diese benötigen dann keinen Heizkessel, sondern können z.B. Abwärmequellen aus der Industrie, der Müllverbrennung oder Kraftwerken nutzen. Allerdings ist der Aufbau eines solchen Wärmenetzes mit hohen Investitionskosten verbunden, erklärte Daniel Heuberger, Ingenieur bei den Hildener Stadtwerken.

 

Gebäude, die nicht an ein Wärmenetz angebunden werden können, brauchen eine „dezentrale Wärmeversorgung“, und die muss dann klimafreundlich sein – also beispielsweise eine Wärmepumpe, Pelletheizung, Infrarotheizung, Geo- oder Solarthermie.

 

In Hilden gibt es nun 13.465 Gebäude, so die Erfassung. 72% davon sind Wohngebäude. 446 Gigawattstunden (GWh/a) seien notwendig, um den Wärmebedarf zu decken, so Heuberger.

 

Wo ist nun ein Wärmenetz in Hilden möglich?

Die Untersuchung habe nun ergeben, dass es drei „Fokusgebiete“ in Hilden gibt, die für eine "zentrale Versorgung" in Frage kommen: Zentrum Ost, Zentrum West und Wohngebiet Nord. Diese Bereiche könnten etwa mit Abwärme, Solarthermie, Geothermie, einer Großwärmepumpe oder Biomasse versorgt werden, erklärte Johannes Jacobs von Greenventory. Dafür müsse allerdings noch eine Machbarkeitsstudie angefertigt werden.

 

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Allerdings werden damit nur 18% der Gebäude in Hilden von einem Wärmenetz abgedeckt, ergänzte Baudezernent Peter Stuhlträger. Die Eigentümerinnen und Eigentümer der restlichen 82% müssen sich daher langfristig überlegen, welche dezentrale Wärmeversorgung sie bei sich installieren müssen: „Für diese Gruppe besteht jetzt schon einmal Klarheit“, so Stuhlträger. Dafür will die Stadt eine Energieberatung einführen.

 

Ob und inwieweit die 18% tatsächlich eines Tages von einem zentralen Wärmenetz profitieren können, müssen die weiteren Untersuchungen ergeben. Und da können noch mehrere Jahre ins Land ziehen.

 

Der erste Schritt ist also getan – aber es steht noch ein langer Weg bevor, bis „klimafreundliches Heizen“ in Hilden möglich wird.

 

Mehr Infos zur Wärmeplanung für Hilden gibt es auf der Webseite der Stadtwerke Hilden.

Weitere Infos zu staatlichen Fördermöglichkeiten für die Heizungserneuerung gibt es hier.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de / KI-Animation

 


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