Unfallbilanz 2024: Weniger Verkehrstote, Zahl der Schwerverletzten erreicht Tiefstand

28.02.2025

Aber: TÜV-Verband fordert trotzdem noch mehr Sicherheit in der Infrastruktur

Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland ist im Jahr 2024 erneut gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, kamen im vergangenen Jahr 2.780 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das sind 59 Todesopfer oder zwei Prozent weniger als im Jahr 2023. Damit verzeichnet Deutschland den drittniedrigsten Wert seit Beginn der statistischen Erhebung im Jahr 1953. Lediglich in den Pandemiejahren 2020 und 2021 wurden noch weniger Verkehrstote registriert.
Auch die Gesamtzahl der Verletzten sank leicht um ein Prozent auf rund 363.000 Personen. Besonders erfreulich ist der deutliche Rückgang bei den Schwerverletzten: Ihre Zahl fiel um fünf Prozent auf 50.300 und markiert damit den niedrigsten Stand seit 1991, als die Unterscheidung zwischen schwer- und leichtverletzten Personen in die Statistik aufgenommen wurde.

 

Weniger Unfälle mit Personenschaden

Die Polizei registrierte insgesamt 2,5 Millionen Verkehrsunfälle im Jahr 2024, ein Rückgang von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei handelte es sich in 2,2 Millionen Fällen um reine Sachschäden. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden sank ebenfalls um ein Prozent auf rund 289.000.

 

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Besonders hohe Werte bei den Verkehrstoten wurden in Mecklenburg-Vorpommern (59 Getötete je eine Million Einwohner) und Sachsen-Anhalt (52 Getötete je eine Million Einwohner) verzeichnet. Stadtstaaten wie Berlin (15), Bremen (17) und Hamburg (21) lagen aufgrund ihrer urbanen Struktur deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 33 Getöteten pro Million Einwohner. Auch das Saarland (24) und Nordrhein-Westfalen (26) wiesen vergleichsweise niedrige Werte auf.

 

Weniger Todesopfer bei Pkw-Insassen und Fußgängern

Die detaillierte Auswertung der Monate Januar bis November 2024 zeigt, dass in fast allen Verkehrsbeteiligungsgruppen die Zahl der Todesopfer rückläufig war. Besonders markant war der Rückgang bei Fußgängern und Pkw-Insassen, wo jeweils 21 Personen weniger ums Leben kamen (-5,7 % bzw. -2,0 %). Auch bei Nutzerinnen und Nutzern von Krafträdern mit Versicherungskennzeichen (wie Mofas und E-Mopeds) sank die Zahl der Getöteten um 25 Prozent (-13 Personen).
Einen geringeren, aber dennoch positiven Rückgang gab es bei Fahrradfahrenden (-10 Personen bzw. -2,3 %).
Dagegen stieg die Zahl der Todesopfer bei Fahrenden von amtlich zugelassenen Krafträdern, darunter Motorräder und Motorroller, leicht an (+9 Personen bzw. +1,8 %). Auch die Zahl der im Straßenverkehr getöteten E-Scooter-Fahrenden nahm zu (+2 Personen bzw. +9,5 %).

 

Leichter Anstieg der Verletztenzahlen im Dezember

Ein Blick auf den Dezember 2024 zeigt eine leicht gegenläufige Entwicklung: Während die Zahl der Verkehrstoten um sieben auf 222 zurückging, wurden etwa 25.000 Menschen bei Unfällen verletzt, zwei Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Insgesamt verzeichnete die Polizei in diesem Monat 201.000 Verkehrsunfälle, sechs Prozent weniger als im Dezember 2023.

 

TÜV-Verband: „Vision Zero noch immer in weiter Ferne

Fani Zaneta, Referentin für Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband kommentiert: "Die aktuellen Unfallzahlen zeigen, dass die Entwicklung mehr oder weniger stagniert. Es gibt zwar minimale Verbesserungen, aber von echten Fortschritten in der Verkehrssicherheit kann keine Rede sein. Insbesondere schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, Radfahrer, ältere Menschen und Kinder sind nach wie vor unzureichend geschützt. Die Infrastruktur ist stark auf den Autoverkehr ausgerichtet. Um schwere Unfälle nachhaltig zu reduzieren, sind gezielte Investitionen in sichere Verkehrswege notwendig. Die Vision Zero – ein Straßenverkehr ohne Todesopfer – liegt noch in weiter Ferne."

 

Auch der deutliche Anstieg der tödlichen Unfälle mit E-Scootern zeige, dass die Städte sichere Verkehrsflächen für alle schaffen müssten, um Konflikte zwischen Autofahrern, Radfahrern, E-Scooter-Nutzern und Fußgängern zu minimieren, heißt es weiter: „Zudem sind eine verbesserte Verkehrsüberwachung und klare Regelungen zur Nutzung notwendig, um Unfälle zu vermeiden. Auch bei Leichtkrafträdern, Motorrollern, Motorrädern und Elektrorollern sehen wir eine besorgniserregende Entwicklung. Da diese Verkehrsmittel immer beliebter werden, sollten sie auch besser geschützt werden. Jetzt ist politischer Wille gefragt, um den Quasi-Stillstand bei der Verkehrssicherheit zu überwinden. Dazu gehören bauliche Maßnahmen ebenso wie verstärkte Verkehrskontrollen und eine durchgehende Mobilitätsbildung von der Grundschule bis zur Oberschule. Verkehrssicherheit ist kein Zufall - sie braucht entschlossenes Handeln", sagt Zaneta.

 

Quelle: Destatis / TÜV Verband e.V.

Foto: Archiv anzeiger24.de

 


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