Prävention und Beratung: Schutz für Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt
Jenny Riegel und Anne Henze sind Ansprechpartnerinnen bei der städtischen Fachstelle
Seit Jahren zeigt die Kriminalstatistik in NRW und anderen Bundesländern eine kontinuierliche Zunahme an Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen, erklärt die Stadt Hilden: „2016 waren es 2.334 vollzogene und versuchte Straftaten, 2020 bereits 4.303. Hinzu kommt ein deutlich größeres Dunkelfeld.“
Die Stadtverwaltung will daher Kindern und Jugendlichen „so viel Schutz wie möglich“ bieten: Neben dem Allgemeinen Sozialen Dienst gibt es zwei zusätzliche Fachstellen: die Präventionsstelle gegen sexualisierte Gewalt für Hilden und seit Anfang 2023 die Stelle für spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt. Diese Stelle wurde vom Land NRW geschaffen und hat ein Einzugsgebiet, welches über die Stadtgrenzen Hildens hinausgeht.
Präventionsarbeit: Schutz und klare Sprache
Die Präventionsarbeit im Bereich sexualisierter Gewalt hat in Hilden bereits eine langjährige Tradition. Seit 1989 macht sich die Stelle in Kooperation mit Kindergärten und Schulen für Kinder und Jugendliche stark.
Jenny Riegel (Foto oben l.) hat die Stelle Anfang des Jahres übernommen und erklärt: „Unser Ziel ist es, dass junge Menschen ihre Gefühle ernst nehmen. Wir wollen ihr Selbstbewusstsein stärken und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sie ein Recht auf Hilfe haben!“
Die studierte Sozialarbeiterin berät pädagogische Fachkräfte ebenso wie Eltern zum Thema sexualisierte Gewalt: „Kinder und Jugendliche brauchen unseren Schutz. Das gilt für Schule und Sportverein ebenso wie für den digitalen Raum, für Online-Portale und soziale Plattformen.“
Bei Informationsabenden vermittelt Riegel den Teilnehmenden, wie sie jungen Menschen am besten helfen können.
„Kinder brauchen außerdem eine klare Sprache. Sie müssen Worte haben für all ihre Körperteile. Auch für die Geschlechtsteile“, erläutert Jenny Riegel. „Nur so können sie ein Gefühl für den eigenen Körper entwickeln und Grenzen setzen.“ Aus diesem Grunde geht die Sozialarbeiterin in erster Linie in Kitas und Schulen und arbeitet vor Ort mit den Kindern, Schülerinnen und Schülern. „In jeder Gruppe oder Klasse war immer mindestens ein Kind, dass bereits Erfahrung mit Gewalt gemacht hat“, berichtet die Sozialarbeiterin.
Kontakt
E-Mail [email protected]
Telefon 02103/72-1288
Dienstzeiten: montags 9 bis 14.45 Uhr, dienstags 9.30 bis 16 Uhr, mittwochs 10.30 bis 16 Uhr, donnerstags 9 bis 14:45 Uhr
Spezialisierte Beratung: Was tun bei Übergriffen im familiären Umfeld?
Diese Erfahrung teilt auch Anne Henze (Foto oben r.). In der spezialisierten Beratung setzt ihre Arbeit dann an, wenn es erste Hinweise auf Übergriffe an Kindern und Jugendlichen gibt. „Die große Mehrzahl sexualisierter Übergriffe geschieht im erweiterten familiären Umfeld“, erklärt die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin mit Master in Klinisch Therapeutischer Sozialarbeit. „Manchmal ahnen Bezugspersonen des Kindes bereits etwas, wissen aber nicht, wie sie ihr Bauchgefühlt einordnen können. Sie wollen helfen, haben aber Angst, jemanden falsch zu verdächtigen. Mit diesen Gedanken können sie zur mir kommen.“
Bei allen Anfragen im Bereich sexualisierte Gewalt beträgt die Wartezeit auf einen ersten Termin maximal 14 Tage. Im Gespräch können dann passgenaue Hilfsangebote konzipiert werden. Dabei wird das soziale Umfeld der möglicherweise betroffenen Kinder und Jugendlichen im Ganzen betrachtet. Gegebenenfalls finden auch Gespräche mit weiteren Familienangehörigen und Bezugspersonen statt, die nicht als Tatpersonen vermutet werden.
Für die Betroffen steht außerdem ein breites Netzwerk an helfenden Institutionen bereit, um bei Bedarf zu unterstützen.
Gleichzeitig möchte Anne Henze auch diejenigen erreichen, die beispielsweise unsicher sind, wenn ihr Kind über Vorfälle berichtet, die sie nicht einordnen können.
Wenn Eltern Fragen haben wie: Welche Regeln gibt es für Körpererkundungsspiele? Was ist normal, wenn Kinder sich mit ihrem Körper und dem anderen Geschlecht auseinandersetzen und wann sollte ich handeln?
„Alle Gespräche sind ergebnisoffen und manchmal stellt sich im Laufe des Gesprächs auch heraus, dass das Verhalten des Kindes absolut alterstypisch ist,“ berichtet Henze und appelliert, „immer lieber einmal zu viel fragen als einmal zu wenig.“
Auf Wunsch kann die Beratung auch anonym erfolgen.
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Quelle/Foto: Stadt Hilden