Politikum Fahrradstraßen: Jetzt ärgern sich die Autofahrer
Auf der Hagdornstraße sollen Stellplätze dauerhaft bleiben
Hilden ist nicht gerade ein Eldorado für Radfahrer. Viele Straßen sind – aus der Historie heraus – eher für den Autoverkehr konzipiert. Das wollen Politik und Verwaltung verändern. Ein Lösungsansatz: Mehr Fahrradstraßen einrichten – wie beispielsweise vollzogen auf der Hagelkreuz-, Schul- und Hagdornstraße.
„Fahrradstraße“ bedeutet, verkürzt gesprochen, dass Fahrradfahrer Vorrang gegenüber Autofahrern haben.
Klingt erst einmal charmant, wenn man einen Umbruch in der Verkehrspolitik haben will.
Doch nun regt sich Widerstand.
Denn Bewohner auf der Hagdornstraße beklagten sich über den Wegfall von sieben Parkplätzen. Und das in einer dicht besiedelten Wohngegend.
Zur Entschärfung gibt es derzeit ein Provisorium: PKW dürfen halbhüftig auf dem ehemaligen Radweg parken.
Antrag: Stellplätze durch Umbaumaßnahmen erhalten
Um mehr Klarheit zu schaffen, haben CDU und FDP nun im Stadtentwicklungsausschuss am 27. Oktober zwei Anträge vorgestellt: Die CDU wollte, dass aus dem Provisorium ein Dauerzustand wird. Die FDP wollte das grundsätzlich auch, allerdings mit einigen zusätzlichen Baumaßnahmen.
Mit einer knappen Mehrheit (11:10 Stimmen) setzte sich die CDU mit ihrem Vorschlag durch.
Heftiger Schlagabtausch: Radler gegen Autofahrer ausspielen?
Der Abstimmung ging allerdings ein heftiger Schlagabtausch zwischen einzelnen Interessengruppen der Fraktionen voraus.
In der Einwohnerfragestunde beschwerte sich eine Anliegerin der Hagedornstraße über den Verlust der sieben Parkplätze. Das sei für diese Straße „ziemlich viel“.
Heinz Albers (Die Grünen) stellte sich klar auf die Seite der Fahrradfahrer: „Wenn wir mehr Parkplätze schaffen, ziehen wir auch mehr Verkehr an.“ Außerdem würden viele Anwohner mit einem Garagenplatz die Stellplätze auf der Straße zweckentfremden – ein Problem, über das wir bereits berichtet haben.
Daher sei es sinnvoller, die Parkplätze zu entfernen, damit die Anwohner auf ihrem eigenen Grundstück parken.
Kevin Buchner (SPD) sprach sich gegen den Erhalt der sieben Parkplätze aus: „Wir haben uns mit dem Beschluss von 2019 bewusst für die Fahrradstraße und den Wegfall von Parkplätzen entschieden. Wir wollten das Radfahren fördern und müssen dafür den Platz schaffen.“
Im übrigen sei es „zumutbar“ für die Anwohner der Hagdornstraße, ihr Fahrzeug auch in einer Seitenstraße zu parken (zum Beispiel auf der Hoffeldstraße) und „ein paar Schritte mehr zu gehen“.
Dem widersprach Rudolf Joseph (FDP) energisch: Die Hoffeldstraße sei fast immer zugeparkt, u.a. wenn der VfB Hilden 03 trainiert und spielt.
Außerdem: „Die Fahrradstraße auf der Hagdornstraße wurde völlig übereilt beschlossen, bevor das Mobilitätskonzept abgeschlossen ist (einen Zwischenbericht gab es ebenfalls in dieser Sitzung). Die Hagdornstraße hat ohnehin schon die höchste Fahrrad-Frequenz in Hilden, auch ohne Fahrradstraße. Wir sollten an alle Verkehrsteilnehmer denken. Es geht nur im Miteinander, nicht gegeneinander. Wir müssen den Parkdruck von der Hagdornstraße wegnehmen.“
Auch Norbert Schreier (CDU) meinte, der CDU-Antrag biete die Chance, die Fahrradstraße zu erhalten und gleichzeitig den Belangen der Autofahrer „entgegen zu kommen“.
Verwaltung erwartet gleiche Diskussionen bei den weiteren Fahrradstraßen
Auch wenn nun der dauerhafte Erhalt der sieben Stellplätze auf der Hagdornstraße politisch mehrheitlich gewollt ist: Die Verwaltung scheint davon nicht ganz begeistert zu sein. So erklärte beispielsweise Baudezernent Peter Stuhlträger: Der Hauptausschuss am 24. November werde die gleiche Diskussion für die Hagelkeuzstraße führen. Denn auch hier melden Anwohner inzwischen Parkplatz-Bedarf an.
Lutz Groll vom Planungs- und Vermessunsamt ergänzte: „Es gibt gesetzliche Vorgaben für die Einrichtung von Fahrradstraßen. Da können wir kein Auge zudrücken. Außerdem ist die Hagdornstraße ein Teil des Radroutennetzes (Anm.d.Red. Diese verläuft parallel zur Berliner Straße und ist daher ein alternativer Weg für Radfahrer).“
Und: Aus Erfahrung habe der Wegfall von Stellplatzen hat dazu geführt, dass mehr Anwohner sich einen Stellplatz auf ihrem eigenen Grundstück eingerichtet haben.
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Die Diskussion hat gezeigt: Die Gräben zwischen Radfahrern und Autofahrern scheinen noch immer tief zu sein. Da ist viel Sensibilität von den Politikern gefordert.
Text/Foto: Achim Kaemmerer
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