Politik beschließt: Tempo 30 auf allen Straßen – mit Ausnahmen

29.08.2024

Mobilitätskonzept: Verkehr soll sicherer und klimafreundlicher werden – nicht alle sind damit einverstanden

Die einen werden sich freuen, andere sich ärgern. Wie auch immer, der Stadtentwicklungsausschuss hat am 28. August 2024 mehrheitlich beschlossen: Im Rahmen des Mobilitätskonzeptes wird auf den Hildener Straßen ein Tempolimit von 30 km/h eingeführt. Wobei nicht alle Mitglieder des Gremiums mit dem Verwaltungsvorschlag einverstanden sind. Der Stadtrat muss das Votum am 25. September 2024 noch bestätigen, um buchstäblich „grünes Licht“ für die Verkehrswende zu geben.

Was genau ist nun geplant? Wo genau soll die Beschränkung nun gelten – und wo nicht?

 

***Update***

Überraschende Wende: Eine hauchdünne Mehrheit im Stadtrat (26 zu 25 Stimmen) hat am 25. September 2024 für einen Änderungsantrag der CDU votiert, die kein generelles und flächendeckendes Tempolimit wünscht. Die "Kernforderung" im Mobilitätskonzept ist damit hinfällig. Tempo 30 soll nur "punktuell" eingeführt werden, sagt CDU-Ratsherr Kevin Schneider.

 

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Kein Tempo 30 bei Ortsaus- und -einfahrten

Seit dem Frühjahr 2021 arbeiten das Rathaus und das Planungsbüro „stadtverkehr“ an der Entwicklung des Mobilitätskonzeptes. Neben dem Tempolimit wurden zahlreiche weitere Maßnahmen erdacht, um den Verkehr flüssiger, sicherer und klimafreundlicher für PKW, LKW, ÖPNV, Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen zu gestalten.

 

Kernpunkt aber ist die Reduzierung auf Tempo 30. Diese soll auf allen Straßen in Hilden gelten, auch auf den Hauptverkehrsachsen, mit Ausnahme von:

  • Nord-, Ost- und Westring
  • Hülsenstraße zwischen Niedenstraße und Westring
  • Walder Straße von Solingen bis zum Ostring
  • Elberfelder Straße vom Ortsein- / -ausgang bis zum geplanten neuen Kreisverkehr an der Auffahrt zum Ostring
  • Düsseldorfer Straße zwischen Benrath und Niedenstraße (Grundschule)
  • Richrather Straße vom Ortsein- / -ausgang bis zum geplanten neuen Kreisverkehr Baustraße

Gleichzeitig soll eine „Grüne Welle“ eingerichtet werden, die dann wirkt, wenn wirklich alle motorisierten Verkehrsteilnehmer mit 30 km/h unterwegs sind. Im Augenblick funktioniert das bekanntlich nicht wirklich.

 

Diese Maßnahme hätten die Zustimmung bei den Stadtteilkonferenzen mit den Bürgern, bei den Städten Haan, Erkrath und beim Kreis Mettmann sowie bei den Bürgervereinen Ost, Süd und West/Unterstadt gefunden, erklärten Jean-Marc Stuhm und Lennart Bruhn vom büro stadtverkehr.

Lediglich die Rheinbahn lehnte das Tempolimit ab, weil dies natürlich die Fahrpläne beeinflusst – es sei denn, der Zeitverlust würde durch Beschleunigungsmaßnahmen wie z.B. vorrangige Ampelschaltungen für die Buslinien kompensiert.

 

Was soll das bringen?

Die Vorteile laut Planungsbüro und Rathaus:

  • Die Verkehrsmenge reduziert sich beispielsweise auf der Berliner Straße um 50% (weil die Auto- und LKW-Fahrer dann auf die Umgehungsstraßen ausweichen oder mehr Menschen Bus oder Fahrrad fahren, so die Annahme).
  • Weniger CO2-Ausstoß und „bessere Luft“
  • Weniger Lärmemissionen
  • Weniger Unfälle
  • Kein kostspieliger Straßenumbau notwendig
  • Es ergeben sich neue Möglichkeiten, einen gemeinschaftlichen Raum sowohl für den Rad- als auch den motorisierten Verkehr auf einer Fahrbahn (wie der vier-spurigen Berliner Straße) zu schaffen.
  • Insgesamt: eine „höhere Aufenthaltsqualität“

 

Darüber hinaus wurde ein umfangreicher Katalog mit weiteren Handlungsoptionen erstellt, zum Beispiel Leihfahrradsystem, Optimierung und Ausbau der ÖPNV-Anbindungen, SPNV-Anschluss nach Köln, E-Taxis, Haltestellen-Umbau, verbesserte Radrouten, mehr Fahrradstraßen, bessere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Ausbesserungen von Gehwegen etc.

 

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Was das Mobilitätskonzept nicht enthält: Verbesserungsmaßnahmen für den Autoverkehr und für Parkplätze. Genau das wird von Menschen kritisiert, die „auf das Auto angewiesen“ sind.

 

Die CDU zeigte sich nicht ganz von der Wirksamkeit der flächendeckenden Tempo 30-Einführung überzeugt. Ein Änderungsantrag fand jedoch keine Mehrheit. Am Ende stimmten die meisten CDU-Mitglieder des Ausschusses für das Mobilitätskonzept, so dass es insgesamt eine Mehrheit gab.

 

Und wann wird das nun umgesetzt?

Wohl eher nicht „von jetzt auf gleich“. Denn es gibt noch einiges zu planen. Und allein schon mit der Rheinbahn wird es sicherlich noch viele Abstimmungen geben.

Auch das betonte der Stadtplaner Jean-Marc Stuhm: „Das Mobilitätskonzept ist ein Prozess, der über mehrere Jahre dauert.“ Soll heißen: Jede einzelne Maßnahme muss beschlossen werden, auch die Finanzierung ist nicht wirklich geregelt.

 

Der aktuelle Sachstand zum Mobilitätskonzept, alle Vorschläge, Maßnahmen, Stellungnahmen etc. stehen auf der Seite der Stadt Hilden als Download bereit. Es wird eine ausgiebige Lektüre...

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de

 


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