
Personalausfall in katholischer Kita: „Es muss sich etwas ändern“
26.02.2025Nicht nur in städtischen Einrichtungen herrscht Fachkräftemangel
Die Personalnot und die Ausfälle von Betreuungszeiten gibt es nicht nur in den städtischen Kitas. So meldete sich auch ein verzweifelter und verärgerter Vater bei unserer Redaktion, dessen Kind eine Kita der katholischen Gemeinde Hilden besucht.
„Dann können Eltern nicht arbeiten gehen“
Etwa einmal pro Woche falle ein Tag für eine Gruppe aus – und das, obwohl laut Vertrag eine 40-Stunden-Betreuung gewährleistet sein müsse. Es gäbe zwar eine Notbetreuung in anderen Gruppen. Doch durch einen ständigen Wechsel sei keine Kontinuität mehr gegeben.
Und wenn es gar nicht anders geht, müssen die Kinder eben daheim bleiben. Und nicht alle Familien haben Großeltern oder ähnliche Bezugspersonen, die in solchen Fällen aushelfen können. „Dann können Elternteile nicht arbeiten gehen, und das machen manche Arbeitgeber auf Dauer nicht mit“, erklärt uns der Vater.
Außerdem müssten die Eltern sogar Feste wie St. Martin selbst organisieren, weil das Personal dazu keine Kapazitäten mehr habe.
Diese Zustände will der Vater nicht länger hinnehmen: „Es muss sich endlich etwas ändern. Nicht nur für mein Kind, sondern auch für alle, die in den nächsten Jahren in die Kita kommen.“
Was sagt die Gemeinde?
Wir fragen nach. Jürgen Scholz, ehrenamtlicher Vorsitzender des Ausschusses für Tageseinrichtungen für Kinder der Katholischen Kirchengemeinde St. Jacobus, war für eine Stellungnahme bereit:
„Wir haben nach einer langen Phase geringer Personalfluktuation nun Veränderungen auch langjährig dort mitarbeitender Personen. Dies hat unterschiedliche Gründe. Die Erfahrung ist, dass solche Wechsel auch bei anderen dort länger Arbeitenden ähnliche Überlegungen auslösen. Gleichzeitig erschwert diese Situation die Einarbeitung neuer mitarbeitenden Personen. Wir sind als Träger über die Situation informiert und führen auch viele Gespräche zur Klärung der Situation.“
Hinzu komme die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt: Es stehen einfach nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung. Mit dem Problem haben bekanntlich auch andere Kitas zu kämpfen.
„Gleichzeitig wird auch die Arbeit in den Einrichtungen durch viele Einflüsse noch anspruchsvoller, als sie es ohnehin schon war“, so Scholz. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten steuern wir gegen diesen Trend. Überwiegend kann dies aber nicht von uns verändert werden.“
Am Geld scheint es dabei nicht zu mangeln: „Das Erzbistum Köln erlaubt und finanziert zusätzliche Planstellen oberhalb der gesetzlichen Mindestbesetzung. Auch wir als Kirchengemeinde haben dafür zusätzliche, eigene Mittel zur Verfügung gestellt. Soweit wir einstellen können, tun wir das auch.“
Ganz ohne Probleme geht es trotzdem nicht: „Die Finanzierung von Tageseinrichtungen für Kinder erfolgt nach dem Kinderbildungsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen. In den letzten Jahren wurden auch viele finanzielle Verbesserungen erreicht. Die öffentlichen Haushalte kommen aber wohl jetzt auch an ihre Grenzen. Die sprunghaft angestiegene Inflation hat technische Probleme der zeitnahen Anpassung aufgezeigt. Das wird gerade nachgeholt. Grundsätzlich kann im Bildungsbereich immer mehr Geld gebraucht werden. Derzeit fehlt es nach meiner Einschätzung aber eher an Personal als an Geld.“
Bei allem Unmut lobt Jürgen Scholz den Einsatz des Elternbeirats und der Beschäftigten, die „ihr Bestes geben“. So seien beispielsweise einmal zwei Mitarbeitende „angeschlagen am Arbeitsplatz erschienen“, bis sie „nicht mehr konnten. Dann ist es schon schwer aushaltbar, dass wir darüber zu Entscheidungen kommen müssen, welche am Ende keine guten Lösungen für Menschen bieten“.
Bericht: Achim Kaemmerer
Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an
oder als Kommentar bei Facebook.
Euch hat unser Beitrag gefallen? Dann liked und teilt ihn gerne.