Meister Hamid Sulhdost vom Autohaus Gierten erhält den Integrationspreis der Handwerkskammer
Er hat seine Chance bekommen und genutzt. „Und dann wollte ich all das Gute zurück geben, was mir hier geschenkt wurde“, sagt Hamid Sulhdost (Foto 2.v.l.) sichtlich gerührt. Der heute 43-Jährige musste mit 13 Jahren vor den Mudschahidin aus Afghanistan fliehen. Erst ging es nach Russland, danach nach Deutschland. Hier hat er – trotz seiner traumatischen Vorgeschichte – einen Schulabschluss geschafft und seine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker erfolgreich absolviert. Seit 2007 hat er seinen Meistertitel, er arbeitet seit Mai 2011 im Autohaus Gierten (Foto 2.v.r.: Ralf Gierten) in Hilden, zudem bildet er als ehrenamtliches Mitglied im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Mettmann selber Flüchtlinge aus.
Ein gelungenes Vorbild – und das wurde nun mit dem Integrationspreis des Westdeutshen Handwerkskammertages (WHKT) und der sieben NRW-Handwerkskammern belohnt.
Im Autohaus Gierten überreichten Dr. Michael Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf (Foto r.), und Joachim Stamp, (Noch-)Integrationsminister NRW (FDP, Foto l.), feierlich die Auszeichnung.
„Kein leichter Weg, aber: Im Berufsleben angekommen“
„Mein Weg war nicht leicht“, bekennt er. Zweimal musste er sich in einem fremden Land zurecht finden, als er 1992 mit Mutter, Schwester und Bruder seine Heimat Kabul verließ. In St. Petersburg schlug er sich als Basar-Verkäufer durch. „Dabei habe ich auch russisch gelernt und kann es heute noch“, berichtet er. „Noch immer habe ich viele russische Freunde.“
Seine wahre Leidenschaft aber war es, an Autos herumzuschrauben: „Als Kind habe ich mit Matchbox-Modellen gespielt. Opel war da schon meine Lieblingsmarke.“
Etwa 1994 folgte die Familie dem Vater, der bereits in Deutschland lebte. Und wieder musste er neu anfangen – und wieder eine neue Sprache lernen. Auch das hat er gepackt. Nach seinem erfolgreichen Berufseinstieg entdeckte die Familie Gierten das Nachwuchstalent.
Die gleiche Starthilfe will er nun den Menschen bieten, die das gleiche Schicksal wie er erlebten. „Wenn ich die Bilder von den Flüchtlingen sehe, muss ich daran denken, wie ich selber durch die Maisfelder über die Grenze gekommen bin.“
Als Betreuer setzt er sich dafür ein, dass Geflüchtete leichter in den Beruf einsteigen können: „Sie brauchen zum Beispiel länger, um Texte zu verstehen. Dies sollte bei Prüfungen berücksichtigt werden.“ Er wünscht sich, dass einige Rahmenbedingungen besser angepasst werden.
"Es kommt nicht darauf an, woher du kommst"
"Das Autohaus Gierten und Hamidullah Sulhdost stehen als leuchtendes Beispiel für viele Handwerksbetriebe in unserem Land, denn genau hier wird wichtige Arbeit geleistet, die wir gerade angesichts des enormen Fachkräftebedarfs dringend für unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft brauchen", erklärte Integrationsminister Joachim Stamp bei der Preisverleihung in Hilden. "Der Weg und das Engagement von Hamidullah Sulhdost haben mich ganz besonders bewegt, weil sie beispielhaft dafür stehen, wie eine zunächst selbst erhaltene und hervorragend genutzte persönliche Chance zu einer Aufstiegs-Chance für viele junge Menschen werden kann."
Das ganze Gierten-Team freut sich über die Auszeichnung für ihren beliebten Kollegen.
Kammer-Geschäftsführer Dr. Christian Henke ergänzte: „Für eine erfolgreiche Integration braucht es immer zwei Seiten: Motivierte Arbeitnehmer und einen weitsichtigen Arbeitgeber. Der offen ist, Integration möglich macht und auch aktiv begleitet."
Über den Preisträger sagt er: "Erst alles aufgegeben und sich dann aus eigener Kraft ein neues Leben aufgebaut. Wenn jemand stolz auf seinen Werdegang sein kann, dann Hamit Sulhdost."
In Handwerkerkreisen heißt es: „Es kommt nicht darauf an, woher du kommst, sondern wohin du willst.“ Das gilt erst recht im Autohaus Gierten. Nun kann Hamid Sulhdost sagen: „Ich bin in meinem Berufsleben angekommen. Und viele Menschen haben mich dazu motiviert.“
Bericht/Fotos: Achim Kaemmerer
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