Körperschmuck

Körperschmuck darf und soll provozieren

Hilden. Einst waren sie Boten der Magie und „zauberten“ rituelle und spirituelle Symbole in die Haut. In Europa „zeichneten“ Tätowierungs- und Piercingkünstler dann lange Zeit überwiegend nur noch gesellschaftliche Außenseiter wie Seeleute, Prostituierte, Verbrecher und Rockerbanden. Heute sind ihre Ergebnisse hierzulande allgegenwärtig. Kaum noch ein Hauch von Rebellentum und Ausgrenzung haftet daran.

 

Die aktuelle Hochphase der Tätowierungsmode bewegt sich daher auch nur noch irgendwo zwischen Subkultur, Kunst und Lifestyle. Da viele einfach nur mitlaufen, hat parallel dazu auch eine Flut von Tattoo-Entfernungen als Folge der Massenabfertigung eingesetzt. Viele der wahren Tattoo-Künstler arbeiten deshalb auch lieber nur noch abseits des Massen-Tattoo-Trends und konzentrieren sich auf ihr Paralleluniversum. Ganz nach dem Motto: Wenn es einen Gott der Tätowierung gibt, dann wird er Werke, in die Zeit, Liebe und Leidenschaft investiert wurde, den nötigen Spirit schenken, damit man den „guten Geist“ lebenslänglich bei sich trägt.

Tattoos & Piercings müssen einen Sinn machen

Der gute Geist des Körperschmucks hat dabei seine eigene Dreifaltigkeit: Authentizität, Originalität und Werte.
Nur besonderen Tätowierungen, die mit Hingabe gestochen wurden, wohnt das inne. Nur sie sind purer Egoismus, Lebenseinstellung und die eigene Story. Nur dann sind sie das, was sie eigentlich sein sollten: etwas, was keinem anderen passen muss, nur dem Träger selbst. Und deshalb dürfen diese dann auch provozieren und wachrütteln!
In diesem Sinn wurde der 21. März als Tag des Tattoos geschaffen. Genauso wie der 28. Juni seinen Platz als Internationaler Tag des Körperpiercings fand.

Körperkunst auszuüben, war und ist auch immer die Fähigkeit, sich in die Wünsche und Erwartungen, aber auch in die Ängste eines Menschen einzufühlen. Neben dem Einfühlungsvermögen und künstlerischen Können sind beim Tätowieren genau wie beim Piercing auch handwerkliches Know-how von großer Bedeutung. Unsachgemäße Behandlungen können schließlich angefangen von Entzündungen, über Lähmung bis hin zu lebensbedrohlichen Schockzuständen führen. Deshalb sollte man sich für Piercings und Tattoos nur an Fachleute wenden, die erst die Theorie gelernt haben, Risiken deshalb sicher im Vorfeld abschätzen können und die praktische Fingerfertigkeit des Handwerks so erlernt haben, dass sie erfolgreich von ihrem exzellenten Ruf leben können.

Am Anfang stand die Tätowierung. Ursprünglich wurden bei ihr einfach nur kleine Schnitte in die Haut gemacht, in die Holzkohle, Pflanzenteile oder farbige Erde gerieben wurde. Auch wenn ihre Anfänge im Dunkeln der Zeit liegen, so ist aber eindeutig belegt, dass der Gedanke der Hautverzierung bei vielen Völkern völlig unabhängig voneinander entstanden ist. So nutzte bereits der Steinzeitmensch Tätowierungen für traditionelle Riten und Bräuche, aber auch einfach zur Verschönerung oder um Feinden das Fürchten zu lehren. Zu einem der ältesten bekannten Tattoo-Liebhaber gehört der 5.300 Jahre alte „Ötzi“.