
Itter-Anwohner Ulrich Haupt: Die Fluten damals und heute
Überschwemmung 2021 war Ausnahme – aber was macht der Wasserverband nun dagegen?
An die Itter-Flut im Sommer 2021 können sich sicherlich die meisten Menschen aus Hilden noch gut erinnern. Ulrich Haupt (Foto oben/anzeiger24.de) – stolze 70 Jahre alt und von Geburt an ein Kind der Innenstadt – hat aber noch ganz andere Zeiten erlebt: „Bis Anfang der 60er Jahre gab es hier immer wieder Überschwemmungen an der Benrather Straße und am Fritz-Gressard-Platz.“
Im Gespräch mit anzeiger24.de blickt er zurück und vergleicht die Situation mit heute.
Regenrückhaltebecken hielt jahrzehntelang – bis zum Sommer 2021
Ulrich Haupts Vater war Günter Haupt, von 1964 bis 1988 Technischer Beigeordneter der Stadt Hilden. „Damals gab es noch den Itter-Verband, der Vorläufer des heutigen Rheinisch-Bergischen Wasserverbands (BRW)“, berichtet er. Und dieser Itter-Verband hat in den 60er Jahren das Regenrückhaltebecken im Schönholz gebaut. „Danach war auch nichts mehr passiert“, sagt Ulrich Haupt.
Bis zum 14. Juli 2021.
„Das war wirklich eine Ausnahmesituation“, sagt der ehemalige Spitzensportler aus Hilden. Wie berichtet: Der Regen war so heftig, dass das Rückhaltebecken den Massen nicht mehr standhalten konnte. Die Hochwasserüberlastung wurde in die Itter abgeleitet – mit den bekannten Folgen.
„Ich war am Nachmittag zum Schönholz gefahren, weil ich geahnt hatte, was bei dem strömenden Regen auf uns zukommt. Da sah ich, wie das Becken überlief“, erinnert sich Ulrich Haupt.
Überschwemmung bein Regenrückhaltebecken (Foto: privat/U. Haupt)
Also radelte er schnellstmöglich nach Hause, holte vorsorglich sein Auto aus der Garage und informierte die Nachbarn. Die organisierten ebenso flink einige Sandsäcke und konnten so verhindern, dass die Tiefgarage vollläuft – eine Voraussicht und Vorwarnung, die die Bewohnerinnen und Bewohnern am Nove-Mesto-Platz nicht ereilte.
Überflutung auf der Kurt-Kappel-Straße (Foto: privat/U. Haupt)
„Die Flut war wegen der extremen Situation nicht zu verhindern. Aber man hätte die Menschen früher und besser informieren können“, meint Ulrich Haupt.
Warum liegt so viel Geröll in der Itter?
Mit etwas Unverständnis schaut er nun auf die Aufarbeitung der „Jahrhundertflut“.
Zwar hat die Stadt eine Starkregenkarte erstellt – „aber die versteht man als Laie ja nicht richtig“, meint Ulrich Haupt.
Außerdem gibt es Überlegungen für 65 Maßnahmen auf städtischen Gebieten; die Realisierung muss aber noch geprüft werden und kann Jahre dauern.
Schön und gut, aber: „Warum macht man nicht einfach das naheliegendste?“, fragt sich Ulrich Haupt in Richtung BRW. Nämlich: das Bachbett der Itter von Gestrüpp und Geröll befreien, damit das Hochwasser besser durchfließen kann.
Geröll und Ablagerungen in der Itter stören den Durchfluss bei Hochwasser (Foto: anzeiger24.de)
Dazu haben wir bereits Ende April den BRW befragt. Die Antwort: „In der Sohle von Fließgewässern befindet sich immer Sediment, welches einen wichtigen Lebensraum für Kleinstlebewesen und Fische im Bach darstellt. Dieses Sediment besteht je nach Gewässertyp z.B. aus Kies, Sand oder größeren Steinen und ist durch das fließende Wasser im Bach in Bewegung. Es lagert sich bei Hochwasserabflüssen um (…). Sollten an einigen Stellen größere Anlandungen entstehen, die den Abfluss im Gewässer behindern und Schäden verursachen könnten, beseitigen wir diese. In der Itter sind durch das Hochwasser im Sommer 2021 Anlandungen entstanden, deren Notwendigkeit der Beseitigung wir derzeit prüfen und dann innerhalb der nächsten drei Monate [also demnach bis Ende Juli, Anm.d.Red.] durchführen. Unabhängig von besonderen Hochwasserereignissen räumen wir grundsätzlich mindestens viermal im Jahr Müll, Geschwemmsel, Treibgut und sonstige Abflusshindernisse aus der Itter.“
Ulrich Haupt ist nun gespannt, ob dieser Ankündigung auch Taten folgen.
„Früher lief auch alles etwas anders“, meint der alteingesessene Einwohner. Wenn etwas passierte, habe sein Vater oder eine andere Führungskraft die zuständigen Stellen angerufen – und dann wurde das Problem beseitigt, sagt er.
Das sei heute nicht mehr so einfach möglich, denn: „In den öffentlichen Verwaltungen haben die Bürokratie und Vorschriften zugenommen“, hat Ulrich Haupt festgestellt. Das bremse die Motivation und die Handlungsfreiheit der Mitarbeitenden.
Also bleibt für ihn nur zu hoffen, dass die Flut vom vergangenen Jahr wirklich nur eine „Ausnahme“ war.
Bericht: Achim Kaemmerer
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