Hilfe für Afrika e.V. Hilden: Arushas Straßenmädchen werden Schneiderin

Mit Hilfe zur Selbsthilfe ganz praktisch „Fluchtursachen bekämpfen“

Der Verein „Hilfe für Afrika Hilden“ ist aus Arusha (Tansania) zurück gekehrt. Dort hat er sich über die Entwicklung des 2014 ins Leben gerufenen Straßenkinder-Projekts informiert, berichtet der Vorsitzende Engelbert Kremers. Ein sogenanntes „Drop-In-Center“ dient als erste Anlaufstelle für Straßenkinder in Not. 2005 wurden 8.000 Quadratmeter Ackerland für Landwirtschaft angemietet. „Bereits nach drei Monaten ernteten die Jungs 2.000 kg Bohnen. Neben Gemüse wird hauptsächlich Mais angebaut. Denn das lässt sich sicher transportieren und gut verkaufen“, so Engelbert Kremers.
Wieder ein Jahr später wurde für die Mädchen eine Nähstube eingerichtet. Ein Schneider erklärte die Funktionsweise und die Bedienung und begann mit den ersten Übungen. 2017 konnten noch mehr Mädchen dank Anschaffung weiterer Nähmaschinen das Schneiderhandwerk erlernen. Zur Motivation versprach der Verein den fleißigsten Mädchen eine Nähmaschine. Die Zusage wurde in einem Ausbildungsvertrag zwischen „Hilfe für Afrika Hilden e.V.“ und den neuen Schneiderlehrlingen verbindlich festgehalten. Eine ganz wesentliche Vereinbarung war, dass nur die fünf besten Lehrlinge einen kompletten Arbeitsplatz bekommen und als Gegenleistung jeweils fünf weitere Mädchen für ein weiteres Jahr anlernen müssen. 

In diesem Jahr wurde die Nähstube nochmals erweitert. Der Verein „Hilfe für Afrika Hilden“ brachte zur Prüfung Muster als Vorlage mit. Die Mädchen mussten nach diesen Vorlagen ihre eigenen Nähproben fertigen. Zwei Wochen später standen die Ergebnisse fest. Alle Mädchen bekamen für ihre Teilnahme ein Zertifikat, und die fünf Besten einen kompletten Arbeitsplatz mit Nähmaschine, Stuhl, Werkzeug usw.. Jetzt steht den ehemaligen Straßenmädchen ein neuer Weg in eine selbstbestimmte unabhängige Zukunft offen.

Da die fünf neuen Schneiderinnen gemäß Vereinbarung jeweils fünf weitere Mädchen anlernen, wurde die Nähstube durch Anmietung eines zusätzlichen Raumes vergrößert, so dass für alle genug Platz vorhanden ist. Mit der Erweiterung wurde aus der anfänglichen Nähstube eine kleine Schneiderei. Mit dem Einkommen werden sich die Mädchen jetzt selbst versorgen können und sind nicht mehr auf Prostitution angewiesen. Eine tolle Entwicklung und ein großer Erfolg.

Ein weiterer Erfolg wurde aus der 2015 begonnen Landwirtschaft gemeldet. Von den vier Ernten im abgelaufenen Jahr ist nur eine Ernte ohne großen Gewinn eingefahren worden. Insgesamt wurde so viel Überschuss erwirtschaftet, dass zwei der Jungs eine Ausbildung als Mechaniker, je ein Junge eine Ausbildung zum Schreiner, Koch und Bäcker beginnen können. In Afrika ist es üblich, dass der Lehrling den Lehrherrn für die Ausbildung bezahlen muss. Die fünf Jungs nutzten die Landwirtschaft als „Sprungbrett“ in ihren jeweiligen Traumberuf …und das alles mit selbst erwirtschaftetem Einkommen.

Zwischenzeitlich hat sich das Projekt von „Hilfe für Afrika Hilden e.V.“ unter den Straßenkindern in Arusha herumgesprochen. In der Nähstube sind interessierte Mädchen vorstellig geworden und auch in der Landwirtschaft arbeiten ebenfalls neue „Mini-Landwirte“ auf dem Feld mit.

Für jedes Straßenkind, welches dem Projekt beitritt und mitarbeitet, wird eine Krankenversicherung abgeschlossen, dies ist in Afrika nicht selbstverständlich. „Hilfe für Afrika Hilden e.V.“ möchte jedoch eine Basisversorgung für den Krankheitsfall schaffen.

„Sicherlich wird der Verein „Hilfe für Afrika Hilden“ nicht alle Straßenkinder in Arusha in das Projekt einbinden können. Aber die Kinder, die durch das Projekt einen Beruf erlernen, haben keinen Grund mehr, als Flüchtling aus wirtschaftlicher Not ihre Heimat zu verlassen“, bilanziert Engelbert Kremers. „Ein toller und praktischer Beitrag zur Bekämpfung der Fluchtursachen: Hilfe zur Selbsthilfe – schafft echte Perspektiven im Heimatland.“

 

Fotos: privat