
Corona Demonstrationen: Diskutiert lieber über die Fehler als über die „Fehlgeleiteten“
15.05.2020Sind sich Politik, Gesellschaft und Medien erst einmal in einer Sache einig, erstickt jede Kritik daran bereits im Keim. Als erste Stimmen laut wurden, ob die Corona Maßnahmen und Einschränkungen erforderlich und rechtens seien, hagelte es standardmäßig Schelte von allen Seiten. Mittlerweile wird immer deutlicher, welche immensen volkswirtschaftlichen Schäden die Corona Maßnahmen bereits mit sich gebracht haben und man ahnt, was noch alles zu erwarten ist. U.a deshalb stellen immer mehr Menschen den Umfang der Maßnahmen infrage, kippen Gerichte ein ums andere Mal Entscheidungen der Bundesregierung, die zu Einschränkungen unserer Persönlichkeitsrechte geführt haben.
Es darf wieder - zurecht - demonstriert werden und wer aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehrt, muss sich auch nicht mehr automatisch in Quarantäne begeben. Gut so!
Die Art der Kommunikation ist entscheidend
Die Politik hat aber nicht nur bei ihren Gesetzesmaßnahmen einen schlechten Job gemacht. Viel entscheidender ist, dass sie es versäumt hat, die Kommunikationshoheit in der Corona Krise in der Hand zu halten. Was heißt das?
Die Bundesregierung hätte eine zentrale Kommunikationszentrale einrichten müssen. Diese hätte zum einen regelmäßig konzentriert und verständlich über alle Maßnahmen ihrer Arbeit informieren und zum anderen aber auch als Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Corona Virus den Bürgern offenstehen müssen. Wie könnte man sich das vorstellen?
Anstelle der allabendlichen Sendung „ARD extra: Die Corona-Lage“ hätte die Regierung diesen Sendeplatz als Informationskanal „buchen“ sollen. Zudem hätte man ein Callcenter einrichten können, über das Bürger ihre Fragen und Sorgen hätten vortragen und klären können.
Stattdessen hat sich jede Information und Nachricht verselbständigt - mit der Folge, dass Informationen, Interpretationen und Präsentationen rund um das Corona Virus fast ausschließlich den Medien, Talkmastern und dem schier unerschöpflichen Reservoir an Epidemiologen und Pandemiologen überlassen wurde.
Es bleibt eine diffuse Stimmung
Am Ende sah das dann so aus. Selbstgenähte Masken sind wirkungslos. Selbstgenähte Masken können eventuell schützen. Man sollte Masken tragen - freiwillig. Man muss Masken tragen! Auch bei den täglich vorgetragenen „Zahlen“ gab es ein ständiges hin und her. In den ersten Wochen wurde lediglich die Zahl der Infizierten bekannt gegeben, ohne darauf hinzuweisen, wie viele Erkrankte davon schon genesen waren. Alsdann wurde Hoffnung auf Erleichterung gemacht, wenn die Anzahl der Neuinfizierten zurück gehen würde. Als das geschafft war und die Bevölkerung auf Lockerungen hoffte, präsentierte das Robert-Koch-Institut (RKI) den R-Faktor, mit dem leider kein Mensch etwas anfangen kann. Und kaum hatte man sich an den R-Faktor gewöhnt, besserte das RKI nach. Jetzt gibt es den geglätteten R-Faktor – mit dem auch keiner was anfangen kann.
Ebenso undurchsichtig war und ist die Anzahl der seit dem Ausbruch von Corona bezifferten Verstorbenen. Denn: Ob Verstorbene tatsächlich an oder nur mit dem Coronavirus verstorben sind, ist bis heute vielfach ungeklärt.
In allen Lockerungsmaßnahmen spielt das Thema Hygiene eine wichtige Rolle. Das kann ja grundsätzlich auch nicht schaden. Aber bislang ist lediglich im Labor nachgewiesen, dass das Corona Virus auf bestimmten Oberflächen eine gewisse Haltbarkeit zeigt. Ob es aber jemals dabei zur Ansteckung gekommen ist, ist die große Unbekannte. Gleichwohl befindet sich unser Land in einem geradezu kollektiven hysterischen Putzwahn.
Die Liste diffuser Empfehlungen, Interpretationen, Zahlen und Informationen ließe sich beliebig fortsetzen. Diese Ungenauigkeiten haben in Teilen unserer Bevölkerung zur Verängstigung und zur Verunsicherung und mittlerweile auch zum Protest beigetragen. Und dem hätte man besser dadurch begegnen können, dass eine zentrale Informationsstelle der Bundesregierung die Themen an sich gezogen hätte.
Jetzt schon wieder über diejenigen herzuziehen, die sich in dieser diffusen Stimmung Luft machen, wird der Sache nicht gerecht. Besser spät als nie - sagt ein Sprichwort. Und deshalb wäre immer noch überlegenswert, zukünftig Informationen rund um das Corona Virus, erforderliche Maßnahmen und neue Erkenntnisse zentral zu kommunizieren. Dies kann aber nicht Aufgabe des Robert-Koch-Instituts sein. Es muss die Aufgabe derjenigen sein, die Entscheidungen treffen. Nur dann ist auch der Bevölkerung klar, auf welcher Grundlage diese Entscheidungen getroffen worden sind.
Walter Thomas