Keine „Grüne Welle“ mehr? Straßen.NRW sieht einen Lösungsansatz

30.03.2023

Bürger stellt Antrag auf Optimierung – Stadt Hilden: „Verkehrsrechner ist veraltet“

Die „Älteren“ werden sich vielleicht erinnern: Es gab einmal eine Zeit, da könnte man mit dem Auto durchgehend über eine Hauptverkehrsstraße düsen, ohne zwischendurch anhalten zu müssen. Das Zauberwort: „Grüne Welle“. Dafür wurden die Ampeln entsprechend geschaltet.

Doch das ist lange her und vorbei. Gerade in Hilden macht sich das bemerkbar, zum Beispiel auf der Berliner und Walder Straße. Man könnte sogar den Eindruck bekommen, die Ampeln werden so programmiert, dass sie auf „rot“ springen, sobald sich ein motorisiertes Fahrzeug nähert.

 

Ein Hildener will das so nicht hinnehmen und hat bei Politik und Verwaltung einen Bürgerantrag eingereicht: Der „Straßenbaulastträger“ (also der Landesbetrieb Straßen.NRW) möge die Ampelschaltung mit dem Ziel einer „grünen Welle“ verbessern.

Denn durch das andauernde Stop and Go entstehen Staus, die zu mehr Abgasemissionen, Lärm durch „Anfahrtsgeräusche“ und Feinstaubbelastungen führen. Mit einer „grünen Welle“ könnte diese Situation entlastet werden, argumentiert der Antragsteller.

 

Sein Anliegen wird nun im nächsten Stadtentwicklungsausschuss am 10. Mai behandelt.

 

Aber was sagen die Experten dazu? Haben wir nachgefragt...

  

Stadt Hilden: „Verbesserung nicht möglich – Straßen.NRW soll Rechner austauschen

Die Stadtverwaltung benennt mehrere Gründe, warum die „grüne Welle“ nicht mehr funktioniert.

Die Zahl der Fahrzeuge und damit die Verkehrsdichte habe immer weiter zugenommen – ca. 21.000 Kfz/Tag (Berliner Straße) bzw. 19.000 Kfz/Tag (Walder Straße).

Ein- und ausparkende sowie abbiegende Fahrzeuge und nicht zuletzt die Fußgängerbedarfsampeln auf der Walder Straße bremsen ebenfalls den Verkehrsfluss.

 

Außerdem gäbe es „technische Defekte im Verkehrsrechner“ des Landesbetriebs Straßenbau.NRW“, der für die B228 und L85 zuständig ist. „Der zentrale Verkehrsrechner ist inzwischen relativ alt und nach Wahrnehmung der Stadtverwaltung auch störungsanfällig“, erklärt das Rathaus. Eine weitere Verbesserung sei "nicht mehr möglich". Die Verwaltung wolle daher Straßenbau.NRW „darum bitten, dass der Verkehrsrechner ausgetauscht wird.“

 

Straßen.NRW: „Signalprogramme müssen grundlegend überarbeitet werden“

Wir haben uns bei Straßen.NRW erkundigt. Das derzeitige Verkehrsleit- und Steuerungssystems sei knapp 20 Jahre alt, sagt Pressesprecher Rainer Herzog: „Die letzte Wartung fand im Dezember 2022 statt, über etwaige Updates ist uns nichts bekannt. Aufgrund der dynamischen Entwicklung des ‚Systems‘ Verkehr sind ständige Anpassungen von Nöten. Es trifft nicht zu, dass eine weitere Koordinierung der Lichtsignalanlagen in Hilden nicht mehr möglich sei. Hierzu bedarf es allerdings einer grundlegenden Überarbeitung der Signalprogramme."

 

Straßen.NRW, die Stadt Hilden und die zuständige Signalbaufirma befänden sich „im Austausch über eine mögliche Erneuerung des Verkehrsrechners“, heißt es weiter. 

 

Ist eine „Grüne Welle“ überhaupt noch machbar?

Bleibt nur noch die Ursprungsfrage zu klären: Selbst wenn der Rechner weiter optimiert wird – ist es unter den heutigen o.g. Umständen überhaupt noch möglich, eine „Grüne Welle“ zu schaffen?

 

Dazu erklärt uns Rainer Herzog von Straßen.NRW: „Eine ‚grüne Welle‘ ist natürlich immer wünschenswert, wird in der Realität jedoch von vielen verschiedenen Rahmenbedingungen direkt oder indirekt beeinflusst. Dazu zählen die jeweiligen Verkehrsstärken, der ÖPNV, Ein- und Abbiegerverkehr oder tastgesteuerte Fußgängerampeln. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren werden LSA (Lichtsignalanlagen) optimiert aufeinander abgestimmt.

Zu berücksichtigen ist ferner, dass eine ‚grüne Welle‘ nie in beiden Richtungen funktionieren kann, weil damit sowohl der angrenzende und abbiegende Verkehr als auch Fußgänger komplett ausgebremst würden.“

 

Theoretisch denkbar wäre jedoch, „dass die Anlage so gesteuert wird, dass der Verkehrsfluss am Morgen in die eine Richtung und am Nachmittag in die andere (Rushhour/zeitgeregelt) begünstigt wird."

 

Das wäre doch also ein Anhaltspunkt für die künftigen Gespräche zwischen Stadt, Landesbetrieb und der Signalbaufirma... 

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Fotos: anzeiger24.de/Pixabay

 


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