B-Plan Hofstraße: Jetzt regt sich der Widerstand

06.04.2024

Anwohner wollen keine Flüchtlingsunterkunft, wenn dadurch Grünflächen versiegelt werden

Schon bei der Bürgerinfoveranstaltung Ende Februar war die Stimmung zu spüren: Die Idee der Stadtverwaltung, zwei dreigeschossige Flüchtlingsunterkünfte auf der Wiese Hofstraße zu errichten, kam bei den Anliegern nicht gut an. Sie befürchten u.a. dass sie von der Frischluftzufuhr abgeschnitten werden und die Überschwemmungen zunehmen könnten, wenn weitere Flächen versiegelt werden. Nun hat sich eine Initiative „Hilden glüht und säuft ab“ gegründet und am 6. April 2024 zu einer ersten Mahnwache versammelt.

 

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Rund 130 Unterschriften gegen den Bebauungsplan haben die Organisatoren gesammelt. Es solle „keine wertvolle grüne Infrastruktur durch Neubauten zerstört“ werden, fordert Mitinitiatorin Marita Brües. Für die Unterbringung von Flüchtlingen sollen Bestandsgebäude gesucht und hergerichtet werden.

 

Zudem sind bei der Stadtverwaltung zwei Bürgeranträge eingegangen, die im Prinzip das gleiche Ziel haben und am 10. April im Stadtentwicklungsausschuss, am 11. April im Sozialausschuss und am 17. April im Stadtrat beraten werden.

 

***Update***

Die Fraktionen im Stadtentwicklungsausschuss haben – wie erwartet – am 10. April 2024 die Bürgeranträge mehrheitlich abgelehnt.

Helen Kehmeier von den Grünen beispielsweise erklärte, man müsse abwägen zwischen Flächenschutz und dem Wohl geflüchteter Menschen. Die Stadt Hilden habe „logisch darlegen“ können, dass es derzeit keine andere Möglichkeit gäbe. Das geplante Gebäude sei außerdem nachhaltig, weil es später einmal für Sozialwohnungen genutzt werden könne.

 

Kevin Schneider (CDU) sprach sich grundsätzlich auch für den Neubau aus, seine Fraktion wolle aber „kritisch“ die weitere Entwicklung beobachten.

 

Kevin Buchner (SPD) meinte, der Acker sei ohnehin als Baufläche ausgewiesen. Und Hilden sei eine „grüne Stadt“, umgeben von einer „grünen Lunge“. Außerdem: „Was wäre die Alternative zum Neubau? Wieder eine Sporthalle?“

 

Ludger Reffgen (Bürgeraktion) sprach den „Zielkonflikt“ zwischen Freiflächenerhalt und Flüchtlingsunterbringung an, erklärte aber deutlich: „Jede neue Bebauung in Hilden ist zu viel.“ Er ist nicht ganz davon überzeugt, dass die Verwaltung wirklich alle Alternativen geprüft hätte und kündigte an, ggf. Akteneinsicht zu beantragen.

 

Lediglich Dietmar Vocke (AfD) und Rudolf Joseph (FDP) stellten sich auf die Seite der Bürger und stimmten für ihren Antrag. Joseph erklärte: „Wir wollen keine neue Bebauung für 9 Millionen Euro an diesem Standort.“ Er könne sich eher eine Kita dort vorstellen.

 

Für die Stadtverwaltung erklärte der Beigeordnete Peter Stuhlträger: Die Turnhalle am Weidenweg sei „unzumutbar“ und „menschenunwürdig“ für die Geflüchteten. Daher müsse es eine andere Lösung geben. Er versicherte, dass die Verwaltung bisher alles mögliche getan habe und weiterhin suchen und prüfen werde.

 

Was sagt die Stadtverwaltung?

Die Stadtverwaltung sucht nach eigenen Angaben händeringend nach Immobilien für die Versorgung geflüchteter Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten. Vor allem soll die Sporthalle am Weidenweg dadurch wieder freigegeben werden. Die Stadt erklärte auch bei der Bürgerversammlung, dass sie zahlreiche Gespräche mit Verwaltern von Gewerbegrundstücken gesprochen habe – alles vergeblich.

 

Klima- oder Umweltschäden befürchtet die Stadtverwaltung an der Hofstraße durch den Neubau nicht. In der Stellungnahme zu den Bürgeranträgen heißt es u.a. zur Frischluftzufuhr:

„Aus der Karte über die Kaltluftleitbahnen geht hervor, dass die für den Standort relevanten Kaltluftentstehungsgebiete im Südwesten (An den Gölden) und Südosten (Ohligser Heide) der Stadt Hilden liegen. Die Kaltluftströme verlaufen daher von Süd nach Nord (...) und von Ost nach West (…) Die Gebäude der geplanten Flüchtlingsunterkunft stehen damit den Kaltluftströmen nicht ‚im Weg‘. Die von Osten kommende Kaltluft verteilt sich bereits innerhalb der Bestandsbebauung, die von Süden kommende Kaltluft kann ungehindert fließen. Die geplante maximale III-Geschossigkeit mit Flachdach sichert zudem, dass die Gebäude niedriger werden als die größeren Bestandsgebäude in der Umgebung. (…) Im Übrigen ist zu beachten, dass die Ausführungen der Antragstellenden zu den ‚vorherrschenden‘ Windrichtungen (West und Südwest) nicht zutreffend sind.“

 

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Zur Überschwemmungsgefahr heißt es: „Aus den Hochwassergefahrenkarten des NRW-Klimaschutzministeriums geht hervor, dass das Gebiet von Hochwasser unmittelbar nicht betroffen ist.“ Die verschiedenen Überschwemmungs-Szenarien seien ebenfalls nicht zu befürchten.

Außerdem werde „bei jeder Neubauplanung oder Dachsanierung die Erstellung eines ‚Retentionsdaches‘ (Dachbegrünung mit der Fähigkeit der Regenwasserrückhaltung) geprüft“.

Und: „Die Versickerung des Regenwassers auf dem eigenen Grundstück ist seit vielen Jahren Standard, da gesetzlich vorgeschrieben (Landeswassergesetz). Entsprechend wird dies auch bei der Planung der Unterkunft berücksichtigt.“

Die detaillierten Aussagen der Verwaltung gibt es hier nachzulesen

 

Initiative widerspricht und will Druck machen

Dem widerspricht Marita Brües von der Initiative „Hilden glüht und säuft ab“ vehement: „Der Wind kommt sehr wohl aus Westen – und weht von dort in die Humboldtstraße hinein. Man muss sich nur einmal auf die Wiese stellen.“ 

Außerdem: Die bisherigen Versiegelungen für den Gewerbepark führe bereits jetzt zur Überhitzung im Sommer, so Brües. Und bei starkem Regen steht schon mal das Wasser auf der Hofstraße, u.a. weil der Kanal nicht die ganze Masse fassen kann. Und gerade dann sei die Grünfläche als Versickerungsfläche wichtig.

 

Wie aber kann die Initiative den Bau verhindern? Was ist, wenn der Stadtrat die Bürgeranträge ablehnt? „Wir wollen Druck machen und auf uns aufmerksam machen“, sagt Marita Brües. Sie möchte vor allem die Ratsfraktionen und auch Bürgermeister Claus Pommer an ihre Wahlversprechen erinnern, dass in Hilden keine weiteren Grünflächen mehr überbaut werden sollen: „Dieser Plan ist genau das Gegenteil von Klimaschutz.“

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de

 


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