
Azubi-Ticket NRW: Zu teuer im Vergleich zum Semesterticket?
Auszubildende zahlen rund 80€ im Monat – Studierende rund 180€ im Semester
Zum Ausbildungsjahrbeginn, 1. August 2019, hat das Verkehrsministerium NRW das landes- und verbundweite Azubi-Ticket eingeführt. „Ausbildung darf nicht an Tarifgrenzen der Verkehrsverbünde scheitern“, erklärte Verkehrsminister Hendrik Wüst zum Start. „Wir verbessern die Mobilität über Tarifgrenzen hinaus. So stärken wir auch den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen und lösen ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein.“
Ziel ist es, dass beispielsweise Auszubildende aus Niederrhein, die eine Ausbildung im Ruhrgebiet absolvieren, günstiger zu ihrem Betrieb kommen. Das Land fördert das Azubiticket jährlich mit rund 9 Millionen Euro. Der Zuschuss zum Ticket ist für die Arbeitgeber als Betriebsausgabe steuerlich absetzbar. Azubis müssen Zuschüsse oder die komplette Übernahme der Kosten durch die Ausbildungsbetriebe nicht als geldwerten Vorteil versteuern, wenn der Arbeitgeber den Zuschuss freiwillig leistet.
Kritik: immer noch zu teuer
Kritiker stört der Preis für das Azubiticket „NRWupgrade“: Es kostet monatlich 20 Euro als Zuschlag auf die Tickets in den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr (VRR), Rhein-Sieg (VRS), dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) oder im Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Diese kosten zwischen 60,70€ und 62€ im Monat. Macht also zusammen rund 80€ für jeden Azubi. Ein verbundübergreifendes Ticket kostet aktuell im Schnitt 160 Euro. Damit halbiert sich zwar der Preis.
Jedoch haben es die Studierenden in NRW im Vergleich dazu noch günstiger: Das Semesterticket NRW kostet rund 54€ – und eben pro Semester. Hinzu kommen die Kosten pro Verkehrsverbund. Im Aachener VV beispielsweise liegen diese bei 123,40€ im Semester, im VRS bei 126 bis 131€ pro Semester. In diesen Fällen also rund 180€ – weitaus preiswerter als für Azubis. Allerdings: das Azubi-Ticket ist eine freiwillige Anschaffung – das Semesterticket ist ein Pflichtbeitrag bei der Immatrikulation.
Dennoch meint Eric Schley, Jugendsekretär des DGB NRW: „Die rund 80 Euro liegen deutlich über dem, was Studierende für ein Semesterticket zahlen müssen. Hier bleiben Azubis gegenüber Studierenden benachteiligt." Die Ausbildungsbetriebe seien daher gefordert, sich an den Kosten zu beteiligen. Zudem gelte es, intensiv in die Infrastruktur des ÖPNV zu investieren – vor allem im ländlichen Raum. "Wenn keine Busse und Bahnen zum Ausbildungsbetrieb fahren, kommt das Azubiticket wie ein schlechter Treppenwitz rüber", erklärt Schley.
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