ADFC Ortsgruppe: Wie Hilden fahrradfreundlicher werden könnte
Anreize schaffen: Auto stehen lassen und umsatteln
Eigentlich ist Hilden für Radfahrende ideal: Es ist die Stadt der ‚kurzen Wege‘, etwa von jedem Stadtrand aus bis zum Zentrum. Allerdings: Die Radwege auf den Hauptverkehrsachsen sind nicht wirklich optimal. Das bestätigen auch Stephen Seiler und Marc-Oliver Lage (Foto v.l.) vom Vorstand der ADFC-Ortsgruppe im Gespräch mit anzeiger24.de: „Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder sehr schnell aufgebaut, und in den 50er und 60er Jahren wurde erst mal nur ans Auto gedacht.“
Und das merkt man bis heute: Die Richrather und Gerresheimer Straße beispielsweise sind zu schmal, auf den Radspuren ist nicht viel „Beinfreiheit“ für Radelnde. Es gibt alternativ ein paar Schleichwege, zum Beispiel im Osten parallel zur Walder Straße über den Kalstert. „Das ist aber meistens ein Umweg“, finden Seiler und Lage. „Und das ist auch ungerecht.“
Doch was kann man tun, um die Stadt fahrradfreundlicher zu machen?
Der ADFC hat da ein paar Ideen...
Positives Image für das Fahrrad schaffen
Die Bereitschaft zum „umsatteln“ müsse ‚proaktiv‘ unterstützt werden: „Für zwei Kilometer durch die Stadt mit dem Auto zu fahren, das ist absurd. Man muss Anreize schaffen, das Auto oder zumindest den Zweitwagen abzuschaffen“, sagt Marc-Oliver Lage.
- „Wie wäre es zum Beispiel mit einem Zuschuss für ein E-Bike oder ein Lastenrad, wenn ein Auto abgemeldet ist?“
- Nicht nur der fließende, sondern auch der ruhende Verkehr muss Radfahrer-freundlicher werden: Die Flächen für Parkplätze und Fahrradabstellplätze bzw. für Radwege und Radfahrstreifen müssen „gerechter“ aufgeteilt werden.
- Der ADFC fordert noch mehr Fahrradstraßen für Hilden – wobei es dazu bereits einen Ratsbeschluss gab.
- Verstärkte Kontrollen durch die Polizei – Gespräche dazu laufen derzeit.
- Die Ampelschaltungen müssten für alle Verkehrsteilnehmer optimiert werden.
- Die Fahrradsatzung müsste konsequenter eingehalten werden – zum Beispiel ist bei Neu- und Umbauten von Geschäften pro Quadratmeter eine bestimmte Anzahl und eine bestimmte Qualität von Fahrradstellplätzen vorgesehen.
Viele Anregungen hängen natürlich auch von der Finanzierung ab. Und der Stadthaushalt steht bekanntermaßen nicht sehr rosig da. „Es gibt aber genug Fördermittel vom Land. Man muss sie allerdings abgreifen, dazu ist zumindest die Planung nötig “, sagt Stephen Seiler.
Alle Ideen nutzen jedoch nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden. Die Entscheidungsgewalt liegt beim Stadtrat, bzw. bei der Stadtverwaltung.
Und da wünschen sich Stephen Seiler und Marc-Oliver Lage ein bisschen mehr Entschlussfreudigkeit: „Es muss auch der ausdrückliche Wille vorhanden sein, wenn man etwas für den Radverkehr und damit für das Klima tun will.“ Andererseits sind die personellen Kapazitäten im Rathaus derzeit nicht sehr komfortabel.
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Immerhin: Eine Aktion hat die ADFC-Ortsgruppe bereits mit der Stadtverwaltung in die Wege geleitet: Alle städtischen Fahrzeuge werden mit einem Aufkleber versehen, der auf die 1,5 Meter-Abstandsregeln zwischen Radlern und Autofahrern hinweist. Die Aufkleber werden demnächst dem Bürgermeister übergeben.
Auto vs. Fahrrad – muss nicht sein
Dabei müsse die Verkehrspolitik nicht unbedingt gegen das Auto gerichtet sein – nur eben fairer für alle Teilnehmer. „Hilden gilt als die Einkaufsstadt. Und viele Menschen kommen von auswärts mit dem Auto zum Shoppen“, sagt Marc-Oliver Lage. „Und für die gibt es bereits genügend Parkplätze in den diversen City-Parkhäusern.
Die Beispiele zeigen: Der ADFC muss noch einige dicke Bretter bohren, um die Politik, die Verwaltung, aber auch die Bevölkerung für mehr Fahrradfreundlichkeit zu begeistern: „Es bleibt schwierig, aber wir bleiben dran“, sagen Stephen Seiler und Marc-Oliver Lage abschließend.
Text/Foto: Achim Kaemmerer
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