Senioren-Park carpe diem: Wie KI die Arbeit in der Pflege erleichtert

20.11.2024

Aufwendige Dokumentation wird von einem Sprach-Assistenten übernommen – das spart viel Zeit

Künstliche Intelligenz (KI) in der Pflege? „Aber eine Maschine kann doch keine zwischenmenschlichen Aufgaben übernehmen“, so wird wohl die erste Reaktion sein. Das ist auch richtig. Es gibt aber Tätigkeiten, wo ein „elektronisches Gehirn“ durchaus dem überlasteten Pflegepersonal jede Menge Arbeit abnehmen kann – nämlich die gesetzlich vorgeschriebene, aber lästige Bewohner-Dokumentation. Die Gesellschaft carpe diem (Senioreneinrichtungen mbH), die unter anderem den Senioren-Park in Haan betreibt, hat diesen Schritt im Sommer 2024 gewagt und zieht nach der Testphase nun eine positive Bilanz.

 

Foto oben: Natascha Foit, Pflegedienstleiterin im Senioren-Park carpe diem in Haan, und Wohnbereichsleiter Alexander Hoffmann

 

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Voize-App ersetzt die Zettelwirtschaft – Daten werden elektronisch zugeordnet

Das Problem: Die Pflegerinnen und Pfleger müssen neben ihrer anspruchsvollen Tätigkeit alle Pflegemaßnahmen aller Bewohnerinnen und Bewohner sorgfältig und akribisch aufschreiben und abspeichern. Das bedeutete bislang im Alltag: Es werden zum Beispiel Infos, Daten und Werte zum Blutzuckerspiegel, zur Medikamenteneinnahme, zu evtl. vorhandenen Schmerzen etc. notiert und am Ende der Schicht am PC in das System eingetragen. Eine zeitraubende Zettelwirtschaft.

 

Nun aber hat carpe diem die mobile Dokumentations-App „voize“ angeschafft und das Personal entsprechend geschult. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten während ihrer Schicht ein Smartphone mit dem digitalen Sprachassistenten und nehmen mündlich alle Infos zu den gerade behandelten Bewohnern auf – wie beim Sprachrekorder. Das „schlaue“ KI-System ist daraufhin in der Lage, den Input zu sortieren und den vorgesehenen Kategorien zuzuordnen. So entsteht eine komplett digital erstellte Dokumentation.

 

Alexander Hoffmann, Wohnbereichsleiter im Senioren-Park carpe diem in Haan, ist begeistert: „Damit sparen wir jede Menge Zeit.“ Je nach Fall kann dies 90 bis 120 Minuten pro Schicht ausmachen. Zeit, die dann für bisher vernachlässigte Tätigkeiten frei wird, etwa das persönliche Gespräch. „voize ist außerdem lernfähig“, ergänzt Hoffmann. Denn natürlich müssen alle KI-generierten Einträge noch einmal überprüft werden. „Und wenn wir da etwas korrigieren, merkt sich das System das.“

 

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Natascha Foit, Pflegedienstleiterin am Standort Haan, ergänzt: „Dadurch entsteht eine digitale Patientenakte, auf die der Hausarzt der jeweiligen Bewohner zurück greifen kann.“

Und selbstverständlich sei das System Datenschutz-konform, betont sie.

 

Wieder mehr Zeit für Menschen

Einrichtungsleiterin Anja Kopp freut sich ebenso, dass ihrer Belegschaft auf diese Weise eine große Last abgenommen wird – und davon profitieren auch die Bewohnerinnen und Bewohner: „Wir haben es mit Menschen zu tun. Menschen, die sich auf ihrem letzten Lebensweg befinden und bei uns zu Hause sind.“ Für sie und ihre Angehörigen konnte nun die Zeit zurück gewonnen werden, die bisher durch die aufwendige Dokumentationspflicht verloren gegangen war.

Denn eins ist auch klar: Pflege-Roboter soll es vorerst nicht geben...

 

Die Unternehmensgruppe hat für seine 35 Häuser zusammen etwa 100.000 Euro in die WLAN-Netze, 160.000 Euro in die Smartphone-Geräte und 110.000 Euro in die Nutzungslizenz investiert. Hinzu kamen die Kosten für die Einführung.

Dieser Einsatz habe sich gelohnt – für eine bedarfsorientierte Pflege zum Wohlbefinden aller Beteiligten.

 

Bericht: Achim Kaemmerer
Foto: anzeiger24.de

 


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