Jugendliche fordern: Frischkoch-Küche anstatt der beschlossenen Cook & Chill-Mensa
Gesamtschüler*innen fühlen sich mehrfach bei Entscheidungen übergangen
Henrik Giebels (15) ist Schülersprecher an der Gesamtschule in Haan. Neben ihm steht Leonie Kindler (15), die ebenfalls zur Schülervertretung (SV) gehört. Beide sind zusätzlich im Haaner Jugendparlament (JuPa) aktiv. Beide Gremien sind nach Aussagen von Henrik Giebels und Leonie Kindler gerade wenig bis gar nicht erfreut darüber, dass der neue Mensabau mit der Rodung der Bäume auf dem Schulgelände zwar zaghafte Formen annimmt, aber bei der Planung der Wunsch der Schüler*innen nach einer Frischkoch-Mensa bislang nicht berücksichtigt wird. Dabei gab es seitens der SV und auch seitens des JuPa schon einzelne Aufschreie in diese Richtung, seitdem der Stadtrat im September 2020 eine Cook & Chill-Mensa beschlossen hat, bei der angelieferte Speisen dann vor Ort aufgewärmt werden. „Damals waren wir schon nicht davon überzeugt, wurden als SV aber auch nicht in den Entscheidungsprozess mit eingebunden“, erklärt Henrik Giebels. Dabei geht es ja immerhin um zirka 650 Schüler*innen, die aktuell an der Gesamtschule angemeldet sind −Tendenz steigend. Jetzt wagen die Jugendlichen mit einem Bürgerantrag einen erneuten Versuch, die Politik umzustimmen:
„Wir möchten ein nachhaltiges, frisches, regionales Mittagessen“
Der Baubeginn des Erweiterungsbaus mit Mensa hat sich erneut verzögert und wird laut Stadt im Spätsommer 2022 liegen; die Fertigstellung soll im Sommer 2024 angepeilt werden. Die Jugendlichen wollen diese Phase nochmal nutzen, um ihre Meinung und Argumente einzubringen und eine Neubewertung der Frage „Frischkoch-Mensa oder Cook & Chill-Mensa?“ erzielen. Ein Bürgerantrag der SV soll im nächsten Haupt- und Finanzausschuss am 22. März 2022 auf der Tagesordnung stehen. "Es hat sich nach der Entscheidung von damals einiges in der Welt verändert. Über den Beschluss muss jetzt neu entschieden werden. Wir möchten ein nachhaltiges, frisches, regionales Mittagessen für alle Schüler*innen der Gesamtschule“, untermauert Henrik Giebels, der zusammen mit Leonie Kindler erklärt: „Die Schüler*innen sollten es der Stadt wert sein, diese Investition zu tätigen. Gerade wenn man beachtet, wieviel die Stadt in andere Bauvorhaben investiert (hat)“, erklären die beiden Neuntklässler auch mit Blick auf den Neubau Gymnasium − gleichwohl sie Verständnis dafür haben.
Foto: Dem Gebäude der Gesamtschule ist deutlich der Zahn der Zeit anzusehen.
Es geht den Schüler*innen auch nicht um die rein geschmacklichen Vorzüge einer Frischkoch-Küche. Sondern auch darum, dass eine Cock & Chill-Mensa wenig Vorbild-Charakter und Zukunfts-Vision hat − ganz anders als beispielsweise bei dem Vorbildprojekt der Haaner Schüler*innen an der Gesamtschule in Wuppertal-Barmen: Die Frischkoch-Mensa dort stößt allseits auf große Akzeptanz“, argumentiert Henrik Giebels.
Als klimafreundliche Kommune neue Wege gehen
Die Haaner Schüler*innen haben sich sehr viele Gedanken gemacht und sich nach eigenen Angaben auch Rückenwind aus der Lehrerschaft geholt. „Die Stadt hat vor, klimafreundliche Kommune zu werden. Da wäre es doch sinnvoll, sich für eine Frischkoch-Küche zu entscheiden und nicht für eine energiefressende Cock & Chill-Mensa“, unterstreicht Henrik Giebels, der zusammen mit Leonie Kindler neben den niedrigeren Energiekosten auch diese Argumente für die Frischkoch-Variante in die Runde gibt:
- Verwendung regionaler Lebensmittel auch aus dem Schulgarten
- Öffnung der Frischkoch-Küche auch für andere Schulen, öffentliche Stellen, etc.
- Frischkoch-Küche könnte ggfs. andere Schulen in Haan beliefern
- Schaffung von Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsplätzen in einem modernen Küchenbetrieb
- etc.
Henrik Giebels und Leonie Kindler finden es fraglich, dass man ihnen in Hauswirtschaft beigebracht hat, frisch zu kochen und ihnen jetzt was anderes servieren will. Leonie, die sich wie viele junge Menschen vegetarisch ernährt, hofft auf eine ausgewogene Ernährung für alle. Gemeinsam hoffen die Jugendlichen, dass sie das Ruder nochmal rumreißen können.
Die Entscheidung im Rat für die jetzige Planung sei „auf Grundlage einer Studie eines externen Fachberaters für das Betriebskonzept „Cook & Chill“ für die neue Mensa als wirtschaftlichste Variante entschieden“ worden, beschreibt die Stadtverwaltung auf Nachfrage von anzeiger24.de und betont, dass dieser Ratsbeschluss Grundlage für die weitere Bearbeitung des Entwurfs im Amt für Gebäudemanagement war. Dass die Schüler*innen nicht gehört wurden, wird von der Stadt nicht bestätigt: „Im Rahmen der Projektplanung hat die Schulleitung der Gesamtschule die Eltern und Schüler*innen über Informationsveranstaltungen zur Planung für den Erweiterungsbau beteiligt.“ Das sehen Henrik Giebels und Leonie Kindler allerdings anders: "Auf Informationsveranstaltungen zu informieren, ist nicht gleichzusetzen mit beteiligen und anhören."
Bericht/Foto: Bettina Lyko
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