Deutsche Bahn: Rote Signale, rote Zahlen – Rekord-Investitionen und Reord-Verlust

26.07.2024

Minus 677 Millionen Euro bis jetzt in 2024 – Sanierungsprogramm, Streiks und Unwetter belasten die Bilanz

Die Deutsche Bahn (DB) bleibt ein Sanierungsfall. Jahrzehntelang wurden Investitionen und Modernisierungen auf das Abstellgleis verfrachtet – und die Konsequenzen bekommen die Fahrgäste tagtäglich zu spüren. Zwar hat der Konzern inzwischen ein gewaltiges Bauprogramm aufgesetzt, um bis ca. 2030 die Infrastruktur Richtung Zukunft zu steuern.

Doch das macht sich natürlich in der Bilanz bemerkbar, wie DB-Chef Richard Lutz am 25. Juli 2024 verkündete: Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete die DB einen bereinigten operativen Verlust (EBIT) von 677 Millionen Euro, eine Verschlechterung um mehr als 950 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

 

Hohe Gewinne bei DB Schenker

Hauptgründe für die wirtschaftlich schlechte Lage seien „strukturelle Schwächen im Schienennetz, Streiks sowie extreme Wetterereignisse“. Die Instandhaltungsarbeiten erforderten „hohe Vorleistungen“.
Das Gesamtdefizit nach Steuern lag bei 1,2 Milliarden Euro, während der Umsatz um drei Prozent auf 22,3 Milliarden Euro sank. Trotz der schwierigen Bedingungen erzielte die Logistiktochter DB Schenker weiterhin hohe Gewinne, was den Gesamtverlust des Konzerns etwas abfederte.

 

Banner-Lidl-Sept-2021

 

Die DB erhöhte ihre Investitionen in die Schieneninfrastruktur, unterstützt durch zusätzliche Bundesmittel, um 35 Prozent auf 4 Milliarden Euro Netto-Investitionen und 18 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro Brutto-Investitionen. Das Unternehmen hält an dem Ziel fest, im Gesamtjahr 2024 wieder ein positives operatives Ergebnis zu erreichen, unterstützt durch geplante Instandhaltungsmaßnahmen und Effizienzsteigerungen.

 

Weniger Fahrgäste im Fernverkehr, dafür mehr im Nahverkehr

Kein Wunder, dass bei all den Verspätungen und Baustellen immer mehr Menschen die Lust auf eine (längere) Bahnfahrt verlieren. Das schlägt sich auch in den Ticketverkaufszahlen nieder: Im Personenfernverkehr nutzten 64,2 Millionen Fahrgäste die Züge, etwa sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, was zu einem Umsatzrückgang auf 2,8 Milliarden Euro führte.

 

Dennoch: Der Juni 2024 sei dennoch „der umsatzstärkste Monat in der Geschichte des Fernverkehrs“ gewesen.

Der Regionalverkehr habe vom Deutschland-Ticket profitiert, was zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen und der Verkehrsleistung führte.
Der Schienengüterverkehr, vertreten durch DB Cargo, verzeichnete jedoch einen deutlichen Rückgang, bedingt durch Streiks und eine geringere Nachfrage.

 

Finanzvorstand Dr. Levin Holle ergänzte bei der Bilanzvorstellung, der Verkauf von DB Arriva im Mai 2024 und eine Eigenkapitalerhöhung des Bundes habe die Verschuldung der DB stabilisiert.

Der Konzern plant für das Gesamtjahr Brutto-Investitionen von etwa 21 Milliarden Euro und Netto-Investitionen von rund 11 Milliarden Euro.

Ziel sei es, bis Ende des Jahres einen operativen Gewinn von etwa einer Milliarde Euro zu erzielen, vorausgesetzt, die betriebliche Lage und der Zufluss erwarteter Bundesmittel entwickeln sich positiv.

 

Die Bilanz der Deutschen Bahn AG gibt es auch hier zum nachlesen.

Zusammenfassung: Achim Kaemmerer
Archivfoto: anzeiger24.de

 


Ihr wollt uns Eure Meinung sagen? Gerne per Mail an

[email protected]