Testlauf für elektronische Patientenakte gestartet: Wird die Digitalisierung des Gesundheitswesens funktionieren?

15.01.2025

Modellregionen in Franken, Hamburg und NRW: ePA wird unter realen Bedingungen geprüft

In einem bedeutenden Schritt zur Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems hat am 15. Januar 2025 die Pilotphase der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. In den Modellregionen Franken, Hamburg und Umgebung sowie in Bochum, dem Kreis Recklinghausen und Westfalen-Lippe testen rund 300 Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken sowie Krankenhäuser die digitale Plattform im Praxisalltag. Ziel ist es, die Zuverlässigkeit, Funktionalität und Sicherheit der ePA unter realen Bedingungen zu prüfen, erklärt das Bundesgesundheitsministerium.

 

Ein Mammutprojekt der Digitalisierung

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einem „neuen Zeitalter“, das mit diesem Projekt eingeläutet werde: „Mehr als 20 Jahre nach der Ursprungsidee wird die ePA Realität. Sie macht die Patienten zu Herren ihrer Daten und ermöglicht bessere Behandlungen sowie Forschung.“ Es handele sich um das größte Digitalisierungsprojekt, das Deutschland je in Angriff genommen hat.
Die ePA soll Patientinnen und Patienten die Möglichkeit bieten, Gesundheitsdaten wie Medikationslisten, Impfungen oder Diagnosen übersichtlich und digital verfügbar zu halten – zugänglich über eine App. Entscheidend dabei: Die Hoheit über die Daten soll bei den Versicherten verbleiben, die selbst bestimmen, wer Zugriff auf ihre medizinischen Informationen erhält.

 

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Was passiert in der Pilotphase?

In der Pilotphase werden verschiedene Funktionen der ePA auf Herz und Nieren geprüft. Dazu zählen der Upload von Dokumenten, der Zugriff auf Medikationslisten und das Ändern von Metadaten. Regelmäßige Statusberichte und Fehleranalysen sollen Schwachstellen identifizieren und beseitigen. Parallel dazu legen Krankenkassen für alle gesetzlich Versicherten eine ePA an, sofern sie nicht widersprechen.

 

Nach einem erfolgreichen Abschluss der Testphase soll die ePA verpflichtend für alle medizinischen Leistungserbringer eingeführt werden. Für Ärztinnen und Ärzte bringt die Digitalisierung eine erhebliche Entlastung im Verwaltungsaufwand sowie einen umfassenderen Überblick über den Gesundheitszustand ihrer Patientinnen und Patienten. Zugleich könnten die erhobenen Daten die Forschung beschleunigen und zu schnellerem Zugang zu medizinischen Innovationen führen.

 

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Implikationen

Für die deutsche Wirtschaft bedeutet die Einführung der ePA weit mehr als die Modernisierung eines Sektors: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schafft nicht nur neue Geschäftsmodelle für Technologieanbieter, sondern könnte langfristig auch die Effizienz des Systems steigern und Kosten senken.
Die Pilotphase wird mit Spannung beobachtet – von politischen Entscheidern, der Gesundheitsbranche und der Wirtschaft gleichermaßen. Sie dürfte als Blaupause für weitere Digitalisierungsinitiativen dienen und könnte darüber hinaus das Vertrauen der Bevölkerung in den digitalen Wandel stärken.

 

Bedenken vom Chaos Computer Club – Offener Brief mit fünf Forderungen

Der Chaos Computer Club ist allerdings skeptisch, ob die Sicherheit tatsächlich gewährleistet ist: „Die ePA in ihrem aktuellen Zustand auszurollen, ist angesichts ihrer besorgniserregenden Sicherheitsprobleme eine falsche Entscheidung. Denn die Behauptung, dass die ePA sicher ist, trifft nicht zu. Dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dies wahrheitswidrig und unverfroren behauptet, leugnet die belegten und beweisbaren Schwachstellen“, sagt Calvin Baus, Sprecher des Chaos Computer Clubs. Die gezeigten Probleme würden „weiter heruntergespielt und nicht ernst genommen“, heißt es weiter. In einem offenen Brief von 28 Organisationen aus dem Gesundheitswesen und der Zivilgesellschaft an Karl Lauterbach werden fünf wesentliche Schritte skizziert, wie dieses Vertrauen wiederhergestellt werden könnte. Der CCC schließt sich den Forderungen aus dem offenen Brief an.

Mehr Details

Sollte es also trotzdem gelingen, Funktionalität, Sicherheit und Akzeptanz zu erzielen, könnte die ePA der Auftakt zu einer umfassenden Modernisierung des Gesundheitssystems und einem Vorbild für andere digitale Großprojekte sein.

 

Quelle: Bundesgesundheitsministerium / CCC

 


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