Nach Messer-Attacke in Solingen: Verdächtiger Attentäter stellt sich der Polizei
25.08.2024Fahndung und Ermittlungen auf Hochtouren – Stadt unter Schock und in Trauer
Nach der heimtückischen Messer-Attacke beim Stadtjubiläumsfest in Solingen am Freitagabend, 23. August 2024, hat die Polizei fieberhaft nach dem mutmaßlichen Attentäter gefahndet. Mit einem ersten Ergebnis: Am Samstagabend, 24. August 2024, haben Polizei und Spezialeinheite ein kommunales Flüchtlingsheim in Solingen durchsucht. Eine Person, die in Kontakt mit dem mutmaßichen Täter gestanden haben soll, wurde vernommen, erklären die Polizei Düsseldorf und Generalstaatsanwaltschaft. „Bei dieser Person handelt es sich nach derzeitigem Ermittlungsstand um einen Zeugen. Im weiteren Verlauf des Abends hat sich eine 26-jährige männliche Person bei den Ermittlungsbehörden gestellt, die angab, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Diese wurde vorläufig festgenommen. Die Tatbeteiligung dieser Person wird derzeit intensiv geprüft.“
***Update***
29. August 2024: Bei einer Sondersitzung des NRW-Landtages erzählte Landesinnenminister Herbert Reul eine neue Variante, berichtet der WDR. Der Gesuchte habe sich nicht von selber gestellt, sondern sei von einer Polizeisttreife festgenommen worden, weil er ihnen "verdächtig" erschien. "Der Staat hat hier funktioniert", so Reul.
Der Mann wird beschuldigt, beim Stadtfest in Solingen mit einem Messer drei Menschen (einen 67-jährigen und einen 57-jährigen Mann sowie eine 56-jährige Frau) getötet und mehrere Person schwer verletzt zu haben. Er habe während eines Konzerts auf dem Marktplatz Fronhof plötzlich wahllos auf die Besucher eingestochen. Laut Medienberichten soll es sich um einen Anhänger der Terrororganisation "Islamischer Staat" aus Syrien handeln, die sich zu dem Attentat bekannt hat (als "Rache für Muslime in Palästina und anderswo"). Allerdings habe es bislang kein Bekennervideo gegeben. Die Bundesanwaltschaft ermittelt, weil sie von islamistisch motiviertem Terror ausgeht.
Zumindest eine gute Nachricht gibt es: Nach Angaben des Städtischen Klinikums in Solingen sind alle acht Verletzten außer Lebensgefahr, vier von ihnen befinden sich aber noch in stationärer Behandlung.
Was viele Menschen nun irritiert: Der Flüchtling ist Ende Dezember 2022 über Bulgarien nach Deutschland gekommen und hat in Bielefeld einen Asylantrag gestellt haben. Der wurde aber abgelehnt, weshalb der Mann im August 2023 nach Bulgarien abgeschoben werden sollte. Denn laut der sogenannten "Dublin-Regeln" ist der EU-Staat für den Asylantrag zuständig, in dem der Schutzsuchende zuerst europäischen Boden betreten hat.
Der Syrer aber klagte gegen seinen Bescheid vor dem Verwaltungsgericht Minden. Außerdem wurde die Überstellungsfrist von sechs Monaten überschritten und auf 18 Monate verlängert, weil der Mann am Tag seiner geplanten Abschiebung nicht in seiner Unterkunft in Paderborn anzutreffen war. Ob es weitere Versuche gab, den Mann aufzuspüren, ist unklar.
Später im September 2023, tauchte er aber wieder auf, erhielt einen "subsidiären Schutz" und wurde zur Flüchtlingsunterkunft in Solingen überstellt.
Eben das können nun viele Menschen nicht nachvollziehen. Wie dieses Behörden-Wirrrwarr zustande kam, soll nun "umfassend aufgeklärt" werden, erklärte die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur (Grüne) am 26. August in der "Aktuellen Stunde" (WDR).
Alle politischen Parteien fordern nun "Konsequenzen" und "härtere Regeln", z.B.:
Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte schärferes Durchgreifen bei Abschiebungen an. Bundesinnenministerin Nancy Faeser will ein allgemeines Messerverbot in der Öffentlichkeit durchsetzen. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz spricht sich dafür aus, keine Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan aufzunehmen.
Und nun blickt Deutschland auch gebannt auf die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen am 1. September 2024: Wird vor allem die AfD von dem schrecklichen Ereignis und dem Behörden-Chaos profitieren...?
Quelle: Polizei Düsseldorf / Stadt Solingen / WDR
Symbolfoto: Archiv