Ford streicht 4.000 Stellen in Europa
20.11.2024Pkw-Produktion unter Druck – Umstellung auf E-Fahrzeuge, internationaler Wettbewerb und strenge Emmissionsziele
Das Schicksal von VW ereilt nun den nächsten großen Autobauer in Deutschland: Die Ford Motor Company nennt es „Restrukturierung und Kostenentlastung seines Europa-Geschäfts, um so ein nachhaltiges und langfristiges Wachstum in Europa sicherzustellen“. Gemeint ist vielmehr der Abbau von rund 4.000 Stellen in Europa – vornehmlich Deutschland (2.900) und England – bis Ende 2027.
Gerade bei der Pkw-Produktion hat das Unternehmen hohe Verluste hinnehmen müssen, heißt es in einer Presseerklärung: „Das Segment steht unter Druck durch die hohen Kosten der Umstellung auf Elektroautos, neue Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele.“
Hinzu komme die „schwache wirtschaftliche Lage“ und die „schwache Nachfrage nach Elektroautos“. Daher will Ford auch sein Produktionsprogramm für den neuen Explorer und Capri „anpassen“, soll heißen: zusätzliche Kurzarbeitstage im ersten Quartal 2025 im Werk in Köln.
Marcus Wassenberg, Geschäftsführer Ford-Werke GmbH, nimmt dabei auch die Politik in die Verantwortung: „Automobilhersteller sind hier dem intensiven Wettbewerb mit neuen Konkurrenten und wirtschaftlichem Gegenwind ausgesetzt. Gleichzeitig müssen sie die strengen CO2-Regulierungen einhalten, während die Nachfrage nach Elektroautos sich aktuell schwach entwickelt.“
In einem Schreiben an die Bundesregierung bekräftigte John Lawler, stellvertretender Vorsitzender und Finanzvorstand der Ford Motor Company, Fords Bekenntnis zu Europa und zu den Emissionszielen für 2035. Er betonte aber auch die „Notwendigkeit eines gemeinsamen Engagements aller, um Marktbedingungen zu verbessern und den zukünftigen Erfolg der Branche sicherzustellen. Was uns in Deutschland und Europa fehlt, ist eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität, wie z.B. öffentliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur, klare Anreize, um den Verbrauchern den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu erleichtern, eine bessere Kosteneffizienz für Hersteller und größere Flexibilität bei der Einhaltung der CO2-Ziele.“
Ford will nun den Fokus auf drei Säulen konzentrieren:
- Investitionen in Nutzfahrzeuge
- Profitable Pkw „mit ikonischen, unverwechselbaren Ford-Modellen“, sowohl Verbrenner-, Hybrid- als auch vollständig elektrische Fahrzeugen
- Moderne, hocheffiziente industrielle Standorte, inklusive „grüner Transformation“.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat den angekündigten Abbau als einen „weiteren schwerer Schlag für den Automobilstandort Deutschland" und ein "ernstes Warnsignal für den Automobilstandort Köln" bezeichnet: „Die Landesregierung wird den weiteren Prozess eng begleiten. Ich erwarte von Ford, dass das Unternehmen zu seiner Zusage steht, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten“, kündigte er im Kölner Stadt-Anzeiger an. „Soziale Härten müssen unbedingt abgefedert und gemeinsam mit den Sozialpartnern Perspektiven für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen werden.
Er habe sich „bereits persönlich mit dem Betriebsrat ausgetauscht, um über die Hintergründe und die nächsten Schritte zu sprechen“.
Zusammenstellung: Achim Kaemmerer
Foto: JW/Pixabay
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