Anschlag auf ver.di-Demonstration in München

13.02.2025

Afghanischer ausreisepflichtiger Asylbewerber rast mit PKW in Menschenmenge

Ein schwerer Anschlag erschütterte am Donnerstagvormittag, 13. Februar 2025, die bayerische Landeshauptstadt. Bei einer friedlichen Demonstration der Gewerkschaft ver.di ist laut Medienberichten ein Autofahrer am Stiglmaierplatz in eine Menschenmenge gerast. Dabei wurden – nach aktuellem Stand – 30 Personen verletzt, einige davon schwer.

Nach Angaben der Polizei folgte der 24-jährige Fahrer, ein afghanischer Asylbewerber, zunächst dem Demonstrationszug sowie einem begleitenden Polizeifahrzeug. Plötzlich überholte er die Einsatzkräfte, beschleunigte und steuerte sein Fahrzeug in das Ende der Gruppe. Die Beamten nahmen den Mann noch am Tatort fest, wobei ein Schuss fiel. Details zum Schusswaffengebrauch wurden bislang nicht bekannt gegeben.

 

***Update***

 

Ermittlungen wegen Terrorverdachts: Missverständnisse bei ersten Meldungen

Am Wochenende erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, dass mutmaßliche Täter, Farhad N., nicht vorbestraft gewesen sei und sich auch nicht illegal in Deutschland aufgehalten habe. Er war zwar seit Ende 2020 ausreisepflichtig, durfte jedoch in Deutschland bleiben, weil nach der Machtübernahme der Taliban keine Abschiebungen nach Afghanistan mehr stattfanden. Zudem hatte er eine Ausbildung begonnen und galt als „gut integriert“. Offizielle Vorstrafen hatte er nicht, allerdings fiel er durch einen Betrug beim Arbeitsamt auf.

 

Der Verdächtige sei auch kein "Ladendieb" gewesen (wie es anfangs hieß), sondern ein "Ladendetektiv" und in einem Fall als Zeuge eines Ladendiebstahls aufgetreten. 

 

In einem Instagram-Post soll er am Vortag der Tat "Oh Allah, beschütze uns immer" verkündet haben. Ob die Tat daher nun islamistisch motiviert war, müssen die weiteren Untersuchungen zeigen. 

Laut einer Nachbarin zeigte der Täter in den Tagen vor dem Anschlag auffälliges Verhalten. Er schrie und weinte in seiner Wohnung. Die Polizei erklärte, dass es vor der Tat keine Hinweise gegeben habe, die auf eine drohende Gefahr durch den Mann hindeuteten.

 

Die Folgen des Attentats

Am Samstagabend, 15. Februar 2025, sind eine 37-jährige Frau und ihre zweijährige Tochter an ihren schweren Verletzungen gestorben. Die Familie der Verstorbenen äußerte sich mit einem klaren Appell gegen politische Instrumentalisierung. In einem Statement betonten Angehörige und Freunde, dass der Tod von Mutter und Tochter nicht dazu genutzt werden solle, um Hass zu schüren. Sie würdigten die 37-Jährige als engagierte Kämpferin für Gerechtigkeit und gegen Fremdenfeindlichkeit.

 

Die Tat hat eine hitzige Debatte über Abschiebungen nach Afghanistan ausgelöst. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte sofortige Verhandlungen mit den Taliban über Rückführungen, während die Grünen-Politikerin Lamya Kaddor dies strikt ablehnte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte an, dass der Täter nach Verbüßung seiner Strafe abgeschoben werde.

 

Der Anschlag führte zu Demonstrationen unterschiedlicher Lager. Während die AfD eine Mahnwache mit etwa 70 Teilnehmern veranstaltete, versammelten sich rund 600 Personen zu einer Gegendemonstration gegen politische Instrumentalisierung. Im Verlauf der Proteste bildeten Gegendemonstranten eine Menschenkette, um AfD-Anhängern die Blumenniederlegung am Tatort zu verwehren. Die Polizei griff mehrfach ein, um die Lage unter Kontrolle zu halten.

 

Quelle: tagesschau / Freistaat Bayern / ver.di / Süddeutsche Zeitung / Focus