Studie: Immer mehr Hass im Netz – was tun?

13.02.2024

Anfeindungen schüchtern Betroffene ein – Gefährdet das die Demokratie?

Das Internet ist Fluch und Segen zugleich – keine neue Erkenntnis, aber nun umso eindringlicher belegt: „Lauter Hass – leiser Rückzug. Wie Hass im Netz den demokratischen Diskurs bedroht“ – so heißt die aktuelle Studie des „Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz“, die Bundesfamilienministerin Lisa Paus am Dienstag, 13. Februar 2024, vorstellte.

„Das Internet ist einer der wichtigsten öffentlichen Debattenräume unserer Zeit. Umso besorgter blicken wir auf die Erkenntnisse aus der Studie“, sagen die Mit-Autoren Hanna Gleiß (Das NETTZ), Elena Kountidou (Neue deutsche Medienmacher*innen), Rüdiger Fries (Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur) und Anna-Lena von Hodenberg (HateAid). „Wir beobachten im Netz offene und unverhohlene Angriffe auf die Grundwerte und Prinzipien unserer Demokratie. Die Politik muss gerade in diesen Zeiten zivilgesellschaftliche Strukturen unterstützen und konsequent gegen Hass im Netz vorgehen.“

 

Beleidigungen und Gewalt-Androhungen – vor allem wegen Migration und sexueller Orientierung

Die repräsentative Studie zeigt, „dass Hass im Netz alltäglich ist und weiter zunimmt“, heißt es weiter: Fast jede zweite Person in Deutschland (49%) wurde schon einmal online beleidigt. Ein Viertel (25%) der Befragten wurde mit körperlicher Gewalt und 13% mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. Besonders häufig betroffen sind nach eigenen Angaben Personen mit sichtbarem Migrationshintergrund (30%), junge Frauen (30%) und Menschen mit homosexueller (28%) und bisexueller (36%) Orientierung. Fast jede zweite junge Frau (42%) erhielt bereits ungefragt ein Nacktfoto.

 

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Das alles habe auch Einfluss auf die freie Meinungsäußerung im Netz. Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57%), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55%) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53%). 82 Prozent der Befragten fürchten, dass Hass im Netz die Vielfalt im Internet gefährdet. Mehr als drei Viertel (76%) sind besorgt, dass durch Hass im Netz auch die Gewalt im Alltag zunimmt. Der Großteil (89 %) stimmt zu, dass Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen hat.

 

Mehr Details zur Studie

CDU/CSU: „Noch kein Gesetz in Kraft – wohlfeile Worte reichen nicht“

Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, kommentiert die Studie: „Hass im Netz ist nicht nur trauriger Alltag. Hass im Netz kommt von Tätern und verursacht Opfer. Betroffene, vor allem Kinder, Jugendliche und junge Frauen, müssen besser geschützt werden. Wenn die Bundesfamilienministerin ‚froh‘ ist, dass am 17. Februar 2024 der Digital Services Act in Kraft tritt, dann gehört zur Wahrheit leider dazu: Das nationale Umsetzungsgesetz fehlt noch. Die Ampel-geführte Bundesregierung hat sich ein Jahr lang gestritten, so dass sie sich auf einen Gesetzentwurf nicht rechtzeitig einigen konnte. An dem Machtgerangel war auch das Familienministerium beteiligt. Man kann Lisa Paus auch hier nicht ernst nehmen, die sich mit wohlfeilen Worten rühmt als Kämpferin gegen Hetze im Internet, während Desinformation, Diskriminierung und Gewalt online weiter zunehmen.“

 

Zusammenstellung: Achim Kaemmerer
Foto: Eden Moon/Pixabay

 


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