Nur noch 0,1 Prozent Wirtschaftswachstum?
27.03.2024Unsicherheit, Stagnation, konjunkturelle Schwächen: Institute halten Lage für besorgniserregend
Die Zeiten und Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft bleiben turbulent und herausfordernd, so die gemeinsame Einschätzung der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Berlin, ifo Institut Universität München, Institut für Weltwirtschaft Kiel), Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien) in ihrem aktuellen Frühjahrsgutachten.
Die Prognose für das laufende Jahr wurde drastisch nach unten revidiert, während für das kommende Jahr eine leichte Erholung erwartet wird. Doch die Gesamtsituation bleibt besorgniserregend.
Ursprünglich war für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,3% prognostiziert worden. Doch nun rechnen die Institute nur noch mit einem mageren Plus von 0,1%. Die Wirtschaftsleistung werde um über 30 Mrd. Euro niedriger ausfallen als zunächst angenommen.
Ein Grund für die anhaltende Schwächephase seien sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Faktoren, die sich gegenseitig verstärken.
Im Fokus steht dabei vor allem der private Konsum als treibende Kraft für die Konjunktur in diesem Jahr. Im kommenden Jahr soll dann vermehrt das Auslandsgeschäft zur Erholung beitragen.
"Besorgniserregend" sei auch die Stagnation der Produktivität seit Beginn der Pandemie. Sowohl im Inland als auch im Ausland verzeichnet Deutschland mehr Gegen- als Rückenwind. Die deutschen Ausfuhren sind trotz einer Zunahme der weltwirtschaftlichen Aktivität zurückgegangen, insbesondere aufgrund schwacher Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern.
Die fortwährende Unsicherheit in der Wirtschaftspolitik belastet die Unternehmensinvestitionen erheblich, was sich auch im kommenden Jahr nicht signifikant ändern dürfte, meinen die Experten.
Trotz der schwierigen Lage gibt es auch positive Signale: Die Effektivverdienste werden voraussichtlich in den kommenden Jahren zunehmen, und auch die Arbeitslosigkeit wird nur geringfügig steigen und ab dem Frühjahr wieder sinken.
In Anbetracht dieser Lage empfehlen die Institute eine behutsame Reform der Schuldenbremse sowie eine Neugestaltung der staatlichen Finanzverfassung, um kommunale Investitionstätigkeit besser abzusichern.
Allerdings sei anzumerken, dass solche Prognosen nicht unbedingt eintreffen müssen – wenn man zeitig gegensteuert und Maßnahmen erreicht. Umgekehrt kann es sein, dass es eine positive Aussicht gibt – und dann bricht plötzlich eine unvorhergesehene Krise herein.
Daher sind diese Voraussagen mit entsprechender Vorsicht zu betrachten.
Quelle: ifo Institut
Foto: G.Altmann/Pixabay
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