Debatte zum Tag der Arbeit 2024: Mehr Lohn – aber auch mehr Arbeit?

01.05.2024

Was sagen die Gewerkschaften, was die Arbeitgeber?

Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit – ein Tag, an dem auch über den „Wert“ von Arbeit gesprochen wird. Und darüber haben die Lager der Arbeitnehmer und Arbeitgeber bekanntlich unterschiedliche Auffassungen. Das hat man besonders am Tag der Arbeit 2024 erlebt.

ver.di: Schuldenbremse aussetzen, mehr Investitionen, gute Lohnerhöhungen und keinen sozialen Kahlschlag
In diesem Jahr haben die Gewerkschaft bundesweit zu Kundgebungen unter dem Motto „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit“ aufgerufen. Zum Beispiel in Dortmund, Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover, aber auch vielen kleineren Städten.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke erklärt: „Damit Sozial- und Infrastrukturpolitik nicht länger gegeneinander ausgespielt werden können, muss die Schuldenbremse endlich ausgesetzt oder mindestens grundlegend reformiert werden. Dringend notwendige Investitionen in Infrastruktur, den öffentlichen Personennah- und -fernverkehr oder in Bildung finden nicht mehr statt oder bleiben nur Stückwerk. Arbeitgeberverbände sowie Politiker und Politikerinnen aus der Union und der FDP überbieten sich mit Forderungen zum Rückbau des Sozialstaates. Das ist ein Spiel mit dem Feuer – eine verlässliche Sozialpolitik ist ein wichtiger Teil des Fundamentes für eine erfolgreiche Brandmauer gegen die AfD“, betonte der ver.di-Vorsitzende.

 

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In unsicheren Zeiten bräuchten gerade Arbeitnehmer, Rentner, Schüler sowie Studierende eine „verlässliche Sozialpolitik als Schutz gegen den sonst drohenden wirtschaftlichen Abstieg“.
Ein wirksames Mittel für Teilhabe am wirtschaftlichen Fortschritt, gegen sozialen Kahlschlag und das Wiedererstarken der Rechtsradikalen seien starke, kämpferische Gewerkschaften, die gute Lohnerhöhungen und vernünftige Arbeitsbedingungen durchsetzen: „Jegliche Forderungen der Arbeitgeber und ihres parlamentarischen Arms in Union und FDP nach einer Einschränkung des Streikrechts, vorgeschalteten Schlichtungen oder langen Vorankündigungsfristen bei Streiks weisen wir entschieden zurück. Tarifverhandlungen dürfen nicht zur kollektiven Bettelei verkommen“, so der Gewerkschafter.

Arbeitgeberverband: Wir brauchen mehr und nicht weniger Arbeit in Deutschland
Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger hat eine andere Sichtweise zum Tag der Arbeit 2024: „Arbeit sichert Wohlstand. Arbeit integriert Menschen in die Gesellschaft. Arbeit schafft Sicherheit. Arbeit schützt vor Armut“, heißt es in seinem Statement. „Arbeit ist viel mehr als eine Notwendigkeit, dies muss am 1. Mai wieder stärker in den Fokus gerückt werden. Zum Tag der Arbeit erinnere ich gern daran: Es gibt keinen anstrengungslosen Wohlstand. Und: Wertschöpfung entsteht in privaten Unternehmern.“

Deutschland diskutiere „zu viel über die Bedingungen von Nicht-Arbeit – und zu wenig über den Wert von Arbeit“, heißt es weiter. Im Mittelpunkt müsse jedoch die Frage stehen: Wie machen wir den Standort Deutschland wieder attraktiv? „Dazu gehört auch: Wir werden alle mehr und länger arbeiten müssen – also müssen die Rahmenbedingungen für Arbeit verbessert werden“, so Dulger. „Wir brauchen mehr und nicht weniger Arbeit in Deutschland. Wir fordern Gewerkschaften und Politik am Tag der Arbeit dazu auf, Arbeit endlich wieder konstruktiv mitzugestalten. Das hilft allen: Wenn die Wirtschaft brummt, werden auch die Löhne schneller steigen. In Zeiten geringen Wachstums, einer immer älter werdenden Gesellschaft und eines hohen Arbeits- und Fachkräftemangels müssen wir gemeinsam anpacken, um gute Arbeitsplätze und Wohlstand auch für die Zukunft am Standort Deutschland sichern zu können.“

 

Zusammenstellung: Achim Kaemmerer
Archivfoto: anzeiger24.de

 


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